Interview : „Die Netzbetreiber steigen vom hohen Ross“
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Frank Schubert, Geschäftsführer Talkline: „Starker Leidensdruck der UMTS-Lizenzinhaber” Bild:
Durch die hohen Anlaufkosten für UMTS werden die Karten im Mobilfunkmarkt neu gemischt.
Das Elmshorner Telekommunikationsunternehmen Talkline gehört mit 1,65 Millionen Kunden zu den großen Mobilfunk-Service-Providern in Deutschland. Ohne eigenes Mobilfunknetz wickelt die Tochter des dänischen Marktführers TDC (bis vor kurzem Tele Danmark) ihre Gespräche über Netzbetreiber ab. „Der Leidensdruck der UMTS-Lizenzinhaber zwingt diese, den Diensteanbietern wieder stärker entgegen zu kommen“, sagt Talkline-Geschäftsführer Frank Schubert im Faz.Net-Interview. Allerdings gelte das nicht für andere Bereiche der Telekommunikationsbranche. Talkline hat bei der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) beantragt, dass die Deutsche Telekom ihr DSL-Netz mit dem von Talkline zusammenschaltet.
Warum haben sie bei der RegTP die Zusammenschaltung ihres Hochgeschwindigkeitsnetzes DSL mit dem der Deutschen Telekom beantragt?
Wir möchten, dass für den Breitbandzugang zum Internet die selben Regeln gelten wie für Sprachtelefonie. Die Deutsche Telekom hat ihr de-facto-Monopol bei DSL im Endkundenbereich bisher mit Händen und Füssen verteidigt. Dabei bietet die Technologie der gesamten Branche zum ersten Mal die Chance, Breitbanddienstleistungen an Privatkunden zu verkaufen. Wir wollen, dass die Telekom dazu verpflichtet wird, anderen Internetprovidern, wie Talkline, die ein eigenes Backbone-Netz haben, die letzte Meile zu öffnen. Nur so ist es uns möglich, mit unserem Hochgeschwindigkeitsnetz den Privatkundenmarkt zu erschließen.
Welchen Nutzen haben die Kunden von DSL?
Sie können eine Analogie zwischen DSL und UMTS ziehen. DSL verhält sich im Vergleich zur normalen Sprachtelefonie wie UMTS zum bisherigen Mobilfunkstandard GSM. Es bietet das ganze Spektrum von Dienstleistungen mit bewegten Bildern. Die Kunden können sich Videosequenzen herunterladen, Filme auf dem PC oder Fernsehgerät anschauen. Sie können ihre Kinder per Videoüberwachung beaufsichtigen, wenn sie beim Nachbarn sind. Da, wo es darauf ankommt, bewegte Bilder anzubieten, wird DSL Kundennutzen bringen können.
Und welchen Nutzen bringt DSL für die Internetprovider?
Das tolle bei DSL ist, dass es bei dieser Übertragungstechnik vollkommen gleichgültig ist, ob sie über Glasfaser-, Kupferkabel oder Radiowellen erfolgt. Im übergeordneten Netz verlegt man Glasfaser, weil es die effizienteste Technologie ist. Aber zum Endkunden kann man sich das nicht leisten. Hier ist DSL die beste Lösung. Man stellt ein Endgerät bei sich und eines beim Endkunden auf und kann so aus den alten Kupferdrähten eine ganz neue Bandbreite rausholen. Die Kosten sind viel geringer, als wenn man auf der letzten Meile Glasfaser verlegen würde.
Im Gegensatz zu UMTS, wo die Kosten den Lizenzinhabern davon galoppieren. Fühlen sie sich im Vorteil, weil sie nicht in die UMTS-Auktion eingestiegen sind?
Ich weiß, dass Talkline im Vergleich zu anderen Wettbewerbern einen jährlichen Kostenvorteil von drei bis vier Milliarden Mark hat. Unser Leidensdruck ist nicht ganz so groß wie bei den anderen, die ihrem Aufsichtsrat Rechenschaft darüber ablegen müssen, wie das Geld für UMTS verzinst wird. Das Schöne dabei ist, dass in der Branche jetzt wieder Vernunft waltet und schaltet. Das heißt, die Lizenzinhaber sehen uns jetzt wieder als Partner an, der in der Lage ist, die Kapazität die man aufbaut, gewinnbringend zu füllen. Die wollen unsere Minuten auf ihre Netze kriegen.