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Datenschutz : EU prüft hohes Mindestalter für Facebook und Twitter

Dürfen Jugendliche in Zukunft erst ab 16 Jahren ein Facebook-Konto nutzen? Bild: Picture-Alliance

Ein Kompromissvorschlag zu den neuen EU-Datenschutzregeln sieht vor, dass soziale Netzwerke erst ab 16 Jahren genutzt werden dürfen. Bei amerikanischen Tech-Firmen sorgt das für Aufregung.

          2 Min.

          In Europa könnten soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter oder Instagram in Zukunft erst ab sechzehn Jahren frei zugänglich sein. Hintergrund ist ein Kompromissvorschlag für die neuen Datenschutzregeln der Europäischen Union, der unter den amerikanischen Technologie-Unternehmen für Aufregung sorgt. Sollten die angedachten Änderungen beschlossen werden, wäre es für Unternehmen illegal, Daten von Minderjährigen unter 16 Jahren zu sammeln, ohne die Erlaubnis der Eltern einzuholen. Das geht aus einen internen Kompromisspapier hervor, das dieser Zeitung vorliegt.

          Hendrik Kafsack
          Wirtschaftskorrespondent in Brüssel.

          Unternehmen wie Snapchat oder Instagram zielen besonders auf die junge Zielgruppe der Internetnutzer und sichern sich so ein schnelles Wachstum. Die nun diskutierten neuen Datenschutzregeln würden ihrem Geschäftsmodell entgegen laufen. Allerdings liegt das Mindestalter heute in einigen EU-Staaten nach Angaben von EU-Diplomaten sogar über 16 Jahren. Ein leitender Angestellter eines der betroffenen Unternehmen sagte der Zeitung „Financial Times“: „Das ist ein Verbot, das von Millionen Kindern und Jugendlichen die Erlaubnis der Eltern verlangt, um Online-Dienste zu nutzen.“ Dazu gehörten neben den genannten sozialen Netzwerken auch Email-Konten und Handy-Apps.

          Ein neues Abkommen am Ende des Jahres

          Zu den Kritikern des Vorschlags gehören auch Google, Facebook und Twitter. Sie warfen den Unterhändlern aus EU-Parlament und Ministerrat am Montag vor, nicht mit Kinderrechtsorganisationen gesprochen zu haben. Alexander Whalen, der einige Unternehmen bei den Verhandlungen in Brüssel vertritt, sagte: „Es ist unvernünftig zu glauben, dass ein Kind im Alter von 15 Jahren noch in jeder Situation die Zustimmung seiner Eltern benötigt.“

          Die Unterhändler von Europäischem Parlament und den Mitgliedsstaaten wollen sich an diesem Dienstag auf die Grundzüge der neuen Datenschutzregeln einigen. Die Europäische Kommission und das Europaparlament hatten sich ursprünglich für ein Mindestalter von 13 Jahren ausgesprochen. Das entspricht der Gesetzeslage in den Vereinigten Staaten. Das war jedoch bei den Mitgliedstaaten auf Widerstand gestoßen, weil es in einigen Ländern klar höhere Vorgaben für das Mindestalter gibt. Auch Deutschland liegt die Grenze rechtlich gesehen derzeit bei 14 Jahren. Der Chefunterhändler des Parlaments Jan Philipp Albrecht sagte dieser Zeitung am Dienstag, am Ende könne man ein Mindestalter von 16 Jahren beschließen, aber den Staaten erlauben, darunter zu bleiben.

          Einige der Netzwerke haben aufgrund der amerikanischen Gesetzeslage ohnehin bereits kinderfreundliche Varianten auf den Markt gebracht. So gibt es beispielsweise mit SnapKidz eine App, die es Kindern erlaubt, Fotos zu machen und zu bearbeiten, aber nicht zu versenden. Auch YouTube Kids bietet nach eigenen Angaben ausschließlich kinderfreundliche Inhalte an. Die Plattform stand allerdings bereits in der Kritik, weil sie Nutzern auf Umwegen ermöglicht, alle Inhalte der normalen Plattform zu sehen.

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