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Verkauf an Oligarchen : Habeck soll über Hahn entscheiden

Die Blütezeit ist lange vorbei: Die Passagierzahlen am insolventen Hunsrück-Flughafen Hahn sind eingebrochen. Bild: dpa

Die Gläubiger haben den umstrittenen Verkauf des insolventen Regionalflughafens an einen Oligarchen aufgeschoben. Jetzt muss Wirtschaftsminister Robert Habeck entscheiden. Der Poker geht weiter.

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          Die Entscheidung, ob der insolvente Regionalflughafen Hahn in die Hände des russischen Oligarchen Viktor Charitonin fällt, liegt jetzt bei Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. Die Gläubiger haben am Dienstag den heftig umstrittenen Verkauf überraschend nicht rundweg abgelehnt, sondern wollen auf Vorschlag des Insolvenzverwalters erst die Entscheidung aus Berlin abwarten. Weil es sich um einen möglich Verkauf kritischer Infrastruktur handelt, könnte Habeck ihn nach den Regeln des Außenwirtschaftsgesetzes untersagen.

          Bernd Freytag
          Wirtschaftskorrespondent Rhein-Neckar-Saar mit Sitz in Mainz.

          Über das unterlegene Angebot des zweiten verbliebenen Bieters – der Mainzer Immobilienunternehmen Wolfram Richter – haben die Gläubiger nach Darstellung des Insolvenzverwalters Jan Markus Plathner gar nicht erst abgestimmt. Ohne Namen zu nennen, sagte Plathner nach dem Treffen, das fragliche Angebot sei nicht aus politischen Gründen und auch nicht endgültig abgelehnt worden. Nach seiner Darstellung hat er gemeinsam mit dem Investor entschieden, den Vertrag erst „den entsprechenden Behörden“ vorzulegen. Zugleich deutet er an, dass zwei weitere Interessenten dazugekommen seien. Offenbar haben sie nach Bekanntwerden der Gebote – Richter sprach zuvor öffentlich von rund 20 Millionen Euro – ihre Angebot nachgebessert.

          Damit geht der umstrittene Verkaufspoker weiter. Seit bekannt geworden ist, dass der milliardenschwere russische Pharmaunternehmer, dem in Rheinland-Pfalz schon die Rennstrecke Nürburgring gehört, für den Hunsrück-Flughafen bietet, schwappen die Wellen hoch. Unter anderem die Hessische Landesregierung hat sich mit Verweis auf den Krieg in der Ukraine gegen einen Verkauf ausgesprochen. Die Hessen hielten einen Minderheitsanteil, weil der Hahn aber insolvent ist, können sie nicht mehr über den Käufer abstimmen. Mehrheitseigner des ehemaligen amerikanischen Fliegerhorstes war der ebenfalls insolvente chinesische Flughafenkonzern HNA.

          Immer weniger Passagiere

          Hahn, rund hundert Kilometer von Frankfurt entfernt, hing lange am Tropf der rheinland-pfälzischen Landesregierung. Das Herzensprojekt des damaligen Ministerpräsidenten Kurt Beck (SPD) stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Die Zahl der Passagiere sank von ehemals 4,5 Millionen auf 1,5 Millionen – vor Corona – fast stetig. Großkunde Ryanair spielte mit dem Management Katz und Maus, lange schon fliegt die Billigfluggesellschaft auch vom nahegelegenen Großstadt-Airport Frankfurt ab. Weil bis heute die Anbindung an große Logistiknetze fehlt, gingen auch die Frachtraten im Hunsrück zurück.

          Dass am Hahn anders als in Frankfurt auch nachts geflogen werden durfte, hat den Nachteil nie wettgemacht. Um die Zahlungsunfähigkeit abzuwenden und Kreditrückzahlung zu gewährleisten, musste die Landesregierung in einem eigenen Nachtragshaushalt mehr als 120 Millionen Euro bereitstellen. Geholfen hat auch das nicht. Am Ende landete der Flughafen beim chinesischen Konzern HNA. Weil dieser in die Insolvenz schlittert und seine kleine deutsche Tochtergesellschaft gleich mit, braucht der umstrittene Flughafen jetzt wieder einen neuen Eigentümer.

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