Nach Leerverkäufer-Angriff : Adler Group kämpft gegen S-Dax-Exit
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Starke Schwankungen: Kurstafel des Dax, zu dessen Nebenwerteindex S-Dax das Immobilienunternehmen Adler Group gehört. Bild: dpa
Die Gnadenfrist für die Veröffentlichung des verschobenen Jahresabschlusses läuft nur bis Ende April. Zudem muss das unter Beschuss stehende Immobilienunternehmen eine Schlüsselperson im Aufsichtsrat ersetzen.
Nachdem das Immobilienunternehmen Adler den Veröffentlichungstermin für den Jahresabschluss abgesagt hat, tickt die Uhr. Sollten die geprüften Geschäftszahlen für 2021 nicht bis 30. April veröffentlicht sein, wird das Unternehmen aus dem Börsenindex S-Dax ausgeschlossen – wenn auch nur vorübergehend, bis die Zahlen nachgereicht werden.
Die wegen des Wirecard-Skandals verschärften Börsenregeln sehen vor, dass Unternehmen aus den Dax-Auswahlindizes ihre von Wirtschaftsprüfern testierten Jahresergebnisse normalerweise binnen 90 Tagen nach Ende des Geschäftsjahres publizieren müssen. Parallel gilt eine Gnadenfrist von bis zu vier Monaten nach dem Abschlussstichtag. Publiziert werden müssen die Zahlen mit dem Testat des Wirtschaftsprüfers.
Nur vier zusätzliche Wochen
Adler wollte die Zahlen für das Geschäftsjahr 2021 ursprünglich am 31. März veröffentlichen. Ende Januar teilte das Unternehmen mit, dieser Termin lasse sich nicht halten, weil eine Sonderprüfung von Vorwürfen eines Leerverkäufers das Testat des Wirtschaftsprüfers verzögere. Weil die von den Börsenregeln vorgesehene Gnadenfrist nach dem 30. April endet, bleiben Adler verglichen mit dem ursprünglich vorgesehenen Veröffentlichungstermin nur vier zusätzliche Wochen.
Sollte es nicht gelingen, die Zahlen und das Testat in den vier zusätzlichen Wochen zu publizieren, wäre Adler nicht das erste S-Dax-Unternehmen, das den Nebenwerteindex wegen eines verspäteten Jahresabschlusses verlassen müsste. So war schon im Mai 2021 der Leasinganbieter Grenke ausgeschlossen worden. Auch in seinem Fall hatten schwere Vorwürfe eines Leerverkäufers aufwendige Sonderprüfungen zur Folge, wodurch sich das Testat verzögerte. Grenke konnte seinen Platz im S-Dax allerdings schnell wieder zurückerobern. Die Manipulations- und Betrugsvorwürfe gegen Adler kommen von dem britischen Spekulanten Fraser Perring, der auch Grenke unter Beschuss genommen hatte.
Adler hat ausgerechnet in dieser entscheidenden Situation eine Schlüsselperson verloren: Das Verwaltungsratsmitglied Michael Bütter hat zum 31. Januar sein Mandat niedergelegt, um mögliche Interessenkonflikte zu vermeiden. Bütter ist seit Oktober 2020 Chef der Immobilientochter der genossenschaftlichen Investmentgruppe Union Investment.
Adler begründet Bütters Rückzug damit, dass dem Manager mit Zustimmung der Finanzaufsicht Bafin zusätzliche Verantwortungsbereiche innerhalb der regulierten Immobiliensparte von Union Investment übertragen werden. Der Immobilienfachmann Bütter war Vorsitzender des Prüfungsausschusses im Adler-Verwaltungsrat und spielte damit eine wichtige Rolle für die Überwachung der Rechnungslegung und der Abschlussprüfung. Das Unternehmen muss nun rasch für Ersatz sorgen, was laut Finanzkreisen auch nur noch wenige Tage dauern soll.