Zu viel Ostalgie
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Willkommen im Westen: Trabbis an der innerdeutschen Grenze zwischen Ober- und Untersuhl, November 1989 Bild: Mirko Krizanovic
Eine neue Generation ostdeutscher Autoren behauptet, die Geschichtsschreibung der DDR werde bis heute vom westlichen Blick dominiert. Beim Versuch, das zu ändern, schießt sie übers Ziel hinaus.
In meiner Familie wird die Geschichte eines Vetters erzählt, der eines Nachmittags, es muss Ende der Fünfzigerjahre gewesen sein, aus dem Gasthaus zurückkommt und seinem Vater – meinem Onkel – den Satz entgegenschleudert: „Du bist ein Nazi.“ Der Junge bekam eine gescheuert, die derart saß, dass er den Vater nie mehr auf das Thema ansprach.
Katja Hoyer, Mitte der Achtzigerjahre in der DDR geboren, fragte eines Tages ihren Politik- und Geschichtslehrer im wiedervereinigten Jena, wie er heute das Gegenteil dessen lehren könne, was er vor dem Mauerfall unterrichtet habe. Der Lehrer schmiss Katja aus seiner Klasse.
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