Napoleon und die Angst vor der Hungersnot
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„Bonaparte beim Überschreiten der Alpen am Großen Sankt Bernhard“, Jacques-Louis David, 1800 Bild: Picture-Alliance
Handelskriege als Element geostrategischer Konflikte sind alt. Der Streit um die Getreidezölle im frühen 19. Jahrhundert liefert noch heute Argumente gegen die Instrumentalisierung der Wirtschaft.
Am 21. November 1806 erließ Napoleon Bonaparte, auf dem Höhepunkt seiner Macht, das Berliner Dekret. Darin erklärte der französische Kaiser für die von ihm beherrschten Teile Kontinentaleuropas ein Handelsembargo gegen das im Krieg mit Frankreich befindliche Großbritannien. Mit dieser Kontinentalsperre wollte Napoleon „das Meer durch die Macht des Landes“ besiegen. Im Jahre darauf antwortete London mit einer Gegenblockade. Frankreich und Großbritannien hatten sich seit 1793 fast permanent im Kriegszustand befunden. Das Berliner Dekret steht für die Eskalation eines schon früher begonnenen Handelskriegs.
Die Kontinentalsperre war zwar nicht geeignet, den Handel zwischen Großbritannien und dem Kontinent völlig zum Erliegen zu bringen. Aber in Großbritannien stiegen unter anderem wegen des Wegfalls von Getreideeinfuhren die Preise für dieses Grundnahrungsmittel, obgleich Lieferungen aus Russland und aus Ostpreußen die britischen Inseln immer noch erreichten. Von den hohen Getreidepreisen profitierten die Grundbesitzer, die das Unterhaus politisch beherrschten, zu Lasten der Arbeiter und des sich im Zuge der beginnenden industriellen Revolution mächtig entfaltenden produzierenden Gewerbes.
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