Halbleiter-Krise : Biden will neue Chipfabriken in den USA
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Präsident Joe Biden im Oval Office Bild: EPA
Amerikas Halbleiterindustrie soll mit Milliarden-Subventionen aufgepäppelt werden. Eine Analyse des Wirtschaftsministeriums malt ein düsteres Bild der Lage in der Branche – die Regierung behandelt den Engpass sogar als nationales Sicherheitsrisiko.
Die amerikanische Regierung kämpft um die globale Vormachtstellung der Vereinigten Staaten in der Halbleiterproduktion. Munitioniert mit einer aktuellen Analyse der heimischen Halbleiterindustrie, wirbt Wirtschaftsministerin Gina Raimondo dafür, dass der Kongress 52 Milliarden Dollar Subventionen für die Errichtung neuer Produktionsstätten gewährt. Die Finanzspritze ist Teil eines Gesetzesentwurfs zur Stärkung der Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit Amerikas, der insgesamt 250 Milliarden Dollar für Subventionen vorsieht.
Der Senat hat dem Entwurf bereits mit Stimmen aus beiden Parteien zugestimmt. Im Repräsentantenhaus haben Demokraten jetzt einen Entwurf vorgelegt, der ebenfalls die Förderung neuer Fabriken enthält, aber zudem Passagen zur Förderung des klimafreundlichen Umbaus der amerikanischen Wirtschaft. Das stößt den Republikanern schwer auf und macht damit das Schicksal des gesamten Förderpakets unsicher.
Raimondo malt ein düsteres Bild der Lage, um die Notwendigkeit von Finanzhilfen zu unterstreichen. Die Analyse ihres Ministeriums zeigt, dass die Unternehmen, die auf Halbleiter angewiesen sind, noch 2019 auf einen Lagerbestand zurückgreifen konnten, der für 40 Tage Produktion reichte. Heute dagegen reichen die Vorräte gerade für 5 Tage.
Produktion als Engpass Nummer eins
In einigen Schlüsselindustrien seien die Bestände sogar noch kleiner, warnen die Autoren der Analyse. Schon vor der Pandemie habe es eine Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage gegeben. Die Gesundheitskrise habe sie verstärkt. Während die Produktion durch Sonderereignisse wie Winterstürme, Fabrikbrände, Energiemangel oder coronaviruskranke Belegschaften erschüttert worden sei, sei die Nachfrage weiter gestiegen. Zudem habe sie sich verschoben mit hohen Bestellungen aus der Autoindustrie und wegen des Aufbaus der 5-G-Internet-Infrastruktur.
Als Engpass Nummer eins identifiziert das Wirtschaftsministerium unzureichende Produktionskapazitäten. Weil die Biden-Regierung die Knappheit der Halbleiter gleichzeitig als nationales Sicherheitsrisiko deklariert, sieht sie Subventionen in neue Fabriken als notwendig und angemessen an. Aus dem Bericht des Wirtschaftsministeriums geht auch hervor, dass die Branche bereits auf die Knappheit reagiert hat mit Investitionszusagen von jeweils 150 Milliarden Dollar im vorigen und in diesem Jahr. Das sind 30 Prozent mehr als in den Rekordjahren.
Die jüngst angekündigte neue Intel-Fabrik ist dabei ebenso berücksichtigt wie eine neue Produktionsstätte von Global Foundries im Bundesstaat New York. Präsident Joe Biden sieht in der Halbleiterkrise die Chance, Produktion nach Amerika zurückzuholen, um das Land von globalen Turbulenzen unabhängiger zu machen und neue Industriejobs zu schaffen. „Amerika hat diese Chips erfunden“, sagte Biden jüngst. Mit der heimischen Produktion verfolgt das Weiße Haus auch geostrategische Ziele. Befürchtet wird, dass sich China irgendwann Taiwan einverleiben könnte, den Technologieführer in der Chipproduktion und -entwicklung.