Hinkley Point : Großbritannien gibt China Kreditgarantien für Atomkraftwerk-Neubau
- Aktualisiert am
Hinkley Point versetzt deutsche Energieversorger in Aufregung. Bild: Ullstein
Im Südwesten Englands soll das erste neue Atomkraftwerk in Großbritannien seit mehr als 20 Jahren gebaut werden. Damit die Investoren aus China mitmachen, gibt Großbritannien Kreditgarantien.
Angesichts von Anlaufschwierigkeiten beim geplanten Bau des Atomkraftwerks Hinkley Point in Großbritannien hat die Regierung in London den Unternehmen eine Garantie in Höhe von zwei Milliarden Pfund (2,7 Milliarden Euro) zugesagt. Das Finanzministerium erklärte am Montag, diese Garantie „öffnet den Weg für die endgültige Investitionszusage“ des französischen Energiekonzerns EDF und der zwei chinesischen Atomunternehmen CGN und CNNC, die Hinkley Point bauen sollen. EDF hatte vor wenigen Tagen erklärt, die für das Jahr 2023 geplante Inbetriebnahme werde sich verzögern.
Großbritannien hatte im Oktober 2013 grünes Licht für den Bau von zwei Reaktoren in Hinkley Point im Südwesten Englands gegeben. Ursprünglich wollte der französische Atomkonzern Areva sich zu zehn Prozent mit 25 Milliarden Pfund beteiligen. Das Reaktorgeschäft von Areva übernahm kürzlich der französische Energiekonzern EDF; er ist nun zu mindestens 50 Prozent an Hinkley Point beteiligt. Die restlichen Anteile sollen die chinesischen Atomfirmen China General Nuclear Corporation (CGH) und China National Nuclear Corporation (CNNC) tragen. Eine Unterzeichnung wird im Oktober erwartet, wenn der chinesische Präsident Xi Jinping Großbritannien besucht.
Hinkley Point wäre das erste neue Atomkraftwerk in Großbritannien seit 20 Jahren. In der Europäischen Union sorgt es für Streit: Die Kommission in Brüssel hatte im Oktober 2014 beschlossen, dass London die beiden Meiler mit Steuergeldern bezuschussen darf. So sicherte Großbritannien dem Betreiber unter anderem einen garantierten Stromabnahmepreis für die ersten 35 Jahre zu. Dagegen klagte im Sommer Österreich; mehrere deutsche Stadtwerke schlossen sich an. Die Subventionen sind ihrer Ansicht nach eine unrechtmäßige Beihilfe.