Griechenland : Umschuldung auf der Zielgeraden
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Regierungskreisen in Athen zufolge haben mehr als 75 Prozent der privaten Gläubiger zugestimmt, sich freiwillig an dem geplanten Schuldenschnitt zu beteiligen. Bild: AFP
Eine erfolgreiche Umschuldung Griechenlands rückt in Reichweite: Bis 21 Uhr am Donnerstag konnten die privaten Gläubiger des Landes erklären, ob sie ihre Anleihen „freiwillig“ in neue tauschen. Die griechische Regierung ist mit dem Verlauf zufrieden.
Athen hat bei der Beteiligung der privaten Gläubiger am Schuldenschnitt eine wichtige Hürde genommen. „Wir haben gerade die 75 Prozent übertroffen und es geht weiter nach oben“, sagte ein Mitarbeiter des griechischen Finanzministers Evangelos Venizelos am Donnerstagabend. Die sich am Nachmittag bereits verdichtenden Anzeichen für einen erfolgreichen Schuldenschnitt Griechenlands haben den europäischen und amerikanischen Börsen am Donnerstag Auftrieb gegeben. Der deutsche Index Dax legte um 2,54 Prozent zu, der amerikanische Dow-Jones-Index bis 19 Uhr mitteleuropäischer Zeit um 0,6 Prozent.
Kommt die Zwangsumschuldung?
Am heutigen Freitag will Athen das Ergebnis der Umschuldung verkünden und gemeinsam mit der EU entscheiden, ob es den Rest der Investoren zu dem verlustreichen Schuldenschnitt zwingt. Griechenland strebt eine sehr hohe Beteiligung an seiner Umschuldung von 90 Prozent des Anleihevolumens an, damit seine Schuldenquote in den kommenden Jahren auf ein erträgliches Maß von 120 Prozent des Bruttoinlandproduktes zusammengestrichen werden kann.
Der für die Gläubiger extrem verlustreiche Anleihetausch ist Voraussetzung dafür, dass auch der zweite Teil des Rettungspakets für Griechenland von 130 Milliarden Euro abgesegnet wird. Sollte die griechische Regierung die Zwangsklauseln (CAC) auf die Staatsanleihen nach griechischem Recht nutzen und alle Gläubiger zu dem verlustreichen Schuldenschnitt zwingen, rechnen Marktteilnehmer damit, dass dann die Kreditausfallversicherungen CDS fällig werden.
Der Bundesverband der deutschen Banken (BdB) gab sich kurz vor Ablauf der Meldefrist am Donnerstagabend gelassen. BdB-Präsident Andreas Schmitz sagte, er sehe die Lage in Griechenland „deutlich entspannter als noch vor kurzem“. Wenn die griechische Regierung die Zwangsklauseln (CAC) nutzen müsse, werde dies „kein Riesenproblem“ mehr sein. Auch im wahrscheinlichen Fall, dass Kreditausfallversicherungen (CDS) ausbezahlt werden müssten, seien das Risiko und das Volumen der möglicherweise fälligen CDS überschaubar.
Transparenter als oft behauptet
Der Markt für CDS-Kontrakte ist nicht annähernd so chaotisch organisiert wie oft behauptet. Im Handel der Banken wird exakt erfasst, mit welchen Geschäftspartnern ein Vertrag zur Absicherung der Kreditausfallrisiken abgeschlossen wurde. Freilich laufen diese Geschäfte nicht über die Börse, sondern sie werden bilateral zwischen zwei Marktteilnehmern abgeschlossen.
Aber es wird erfasst und festgehalten, wer der Gegenpartner ist. Geschäftsvolumina von mehr als 25 Millionen Euro müssen gemeldet werden. Etwaige Buchverluste werden kontinuierlich durch Margin-Leistungen abgesichert. Aus Händlerkreisen von Barclays Capital, Morgan Stanley, der DZ Bank und der Deutschen Bank hieß es am Donnerstag, dass fällige CDS-Geschäfte geordnet abgewickelt und die Netto-Spitzenbeträge unter den Marktteilnehmern verrechnet würden.
Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, die Depository Trust and Clearing Corporation und die European Banking Authority (EBA) haben öffentlich verfügbare detaillierte Daten über den Umfang der CDS-Kontrakte je nach Emittent.