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Goldman Sachs : „Investmentbanker wird es immer geben müssen“

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Alexander Dibelius, Deutschland-Chef von Goldman Sachs: „Um unser Modell ist mir nicht bange. Und die Weiterentwicklung ist ein eher gradueller Prozess.“

Alexander Dibelius, Deutschland-Chef von Goldman Sachs: „Um unser Modell ist mir nicht bange. Und die Weiterentwicklung ist ein eher gradueller Prozess.“ Bild: ddp

Deutschlands wohl bekanntester Investmentbanker, Alexander Dibelius von Goldman Sachs, hält das Geschäftsmodell der eigenen Branche für intakt. Allerdings sei eine neue Bescheidenheit angesagt.

          5 Min.

          Herr Dibelius, ist der Kapitalismus am Ende?

          Sie spielen auf die Diskussion auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos an? Nun, es ist die Rolle des Forum-Gründers Klaus Schwab, Themen zuzuspitzen, an denen sich die Menschen reiben können ...

          Ist die Kritik an den Auswüchsen unseres Wirtschaftssystems nicht mehr als nur eine steile These von Herrn Schwab?

          Hat er denn den Kapitalismus komplett in Frage gestellt? Ich sehe das in einer anderen Perspektive: Seit dem Zusammenbruch des kommunistischen Systems gibt es nicht mehr die Möglichkeit, sich an einem anderen, völlig anders organisierten Wirtschaftssystem zu messen. Selbst in China haben wir es ja mit einem Staatskapitalismus zu tun. Eine solche Dialektik ist aber für den Fortschritt wichtig. Und deshalb ist die Diskussion, die Schwab angestoßen hat, gut.

          Das Problem ist nur: Eine wirkliche Diskussion hat darüber gar nicht stattgefunden. Die Manager haben den Ball, den Klaus Schwab gespielt hat, in Davos nicht aufgenommen...

          Ja, vielleicht ist es etwas aus dem Bewusstsein geraten, was wir alle erreicht haben, eben weil wir das negative Gegenbeispiel mit der gelenkten Planwirtschaft im Ostblock nicht mehr vor Augen haben. Zudem hat ein Wort, das mit der Silbe „-ismus“ endet, ja auch immer negative Konnotationen. Also lassen Sie uns über das reden, um was es wirklich geht: die Soziale Marktwirtschaft und warum sie sich durchgesetzt hat.

          Gern. Warum hat sie sich also durchgesetzt? Wofür lohnt es sich zu kämpfen?

          Sie hat sich wegen ihrer freiheitsstiftenden Wirkung und des individuellen wie gesellschaftlichen Wohlstandsgewinns für uns alle durchgesetzt. Dafür, und für die Freiheit, die sie jedem einzelnen bringt, lohnt es sich zu kämpfen. Ich glaube auch nicht, dass Klaus Schwab mit seiner Kritik das deutsche System der Sozialen Marktwirtschaft gemeint hat.

          Das mag sein. Vermutlich hat er eher das gemeint, was die Banken in unserem Wirtschaftssystem zuletzt angerichtet haben. Auch die SPD will im nächsten Bundestagswahlkampf gegen „die Finanzmärkte“ Wahlkampf machen...

          ... dabei ist die jüngste Finanzkrise, wenn man so will die Finanzkrise 2.0, eine Staatsschuldenkrise und übergeordnet daraus abgeleitet eine Vertrauenskrise, nicht in erster Linie eine Bankenkrise.

          Bleiben wir aber lieber bei Ihrer Bank. Haben Investmentbanken in der Welt, in der wir heute leben, überhaupt noch ein Geschäftsmodell? Mancher Wettbewerber ist schon verschwunden, bei Ihnen sinken Gewinne und Boni. Der Eigenhandel wurde eingestellt...

          ... Moment! Das ist nichts anderes als ein normaler Zyklus. Und ich arbeite schon rund 25 Jahre in diesem Geschäft, da habe ich schon viele Zyklen erlebt. 1994 zum Beispiel war auch schon einmal ein schlechtes Jahr. Damals wurde einem Kollegen von mir die Partnerschaft bei Goldman Sachs angeboten - und er hat abgelehnt, weil er glaubte, Investmentbanken hätten keine Zukunft. Vor einiger Zeit traf ich ihn wieder; er musste einräumen, dass seine damalige Entscheidung nicht so gut war. Dann gab es den Zusammenbruch von LTCM, das Zerplatzen der Internetblase, den 11. September 2001. Erst danach folgte dieser sehr kontinuierliche Aufschwung von 2003 bis 2007. Und der war in seiner Kontinuität eine große Ausnahme. Aber es ist doch ganz klar, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen.

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