Die ganz große Globuli-Koalition
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Keine nachweisbare Wirksamkeit, aber volle politische Rückendeckung: 1976 wurden Globuli vom Bundestag zu Arzneimitteln gemacht. Bild: Dieter Rüchel
Globuli haben keine nachweisbare Wirksamkeit. Wie kommt es, dass sie trotzdem als Arzneimittel zugelassen sind? Die Spuren führen zurück ins Jahr 1976.
Auf ihre wichtigsten Freunde können sich die Globuli verlassen. Es sind seit vielen Jahren die Politiker, aller Kritik aus der Wissenschaft zum Trotz. Sollen die Krankenkassen mit dem Geld der Pflichtversicherten die weißen Kügelchen bezahlen dürfen, deren Wirksamkeit sich nicht nachweisen lasst? Gerade erst hat Jens Spahn, der Bundesgesundheitsminister, sich dazu geäußert. Die Kassen gäben fast 40 Milliarden Euro im Jahr für Arzneimittel aus und nur rund 20 Millionen davon für Globuli. Soll heißen: Ganz egal, ob das medizinisch zu rechtfertigen ist oder nicht, die Kügelchen behalten ihren Status, die Erstattungsfähigkeit wird ihnen nicht entzogen.
Damit hat Spahn, ob wissentlich oder nicht, ein mehr als vierzig Jahre altes Bündnis seiner Partei, der CDU, mit der Homöopathie erneuert. Deren bevorzugtes Mittel sind die die kleinen weißen Milchzuckerkugeln. Die Homöopathie stützt sich auf die Überzeugungen des Arztes Samuel Hahnemann, der vor gut 200 Jahren in Köthen (Sachsen-Anhalt) auf die Idee kam, dass pflanzliche, tierische und mineralische Stoffe bei einem Kranken ausgerechnet diejenigen Leiden lindern könnten, die sie selbst bei einem Gesunden hervorrufen.
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