Von wegen freizeitverliebt : Der Mythos über die Generation Y
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Bild: Cyprian Koscielniak
Es heißt oft, die junge Generation will lieber Freizeit haben statt arbeiten. Eine Studie zeigt jetzt, dass das nicht stimmt. Trotzdem gibt es einen großen Unterschied zu den Älteren.
Als die Deutsche Bahn im vergangenen Sommer 130.000 Mitarbeiter vor die Wahl stellte, ob sie 2018 lieber 2,6 Prozent mehr Lohn oder sechs zusätzliche Tage Urlaub bekommen wollen, fiel das Ergebnis anders aus als erwartet. Eine knappe Mehrheit entschied sich für mehr Urlaub, was an sich keine große Überraschung war. Dass aber die Älteren genauso oft für mehr Urlaub votierten wie die jüngeren Mitarbeiter, passte nicht ins Bild. Heißt es nicht immer, die Generation Y, die in den Jahren 1980 bis 2000 zur Welt gekommen ist, lege viel mehr Wert auf Freizeit als jede ihrer Vorgängergenerationen? Oder ist das Bild von der immateriell orientierten Spaßgeneration nur ein Mythos?
Eine neue Untersuchung des Instituts für angewandte Arbeitswissenschaft in Düsseldorf deutet nun auf die zweite Variante hin. „Die Studien widerlegen die pauschalen Zuschreibungen an die Generation Y“, heißt es darin. Diese Generation sei eine vielfältige, heterogene Gruppe, die nicht auf einen Nenner gebracht werden könne. Die jüngeren Arbeitnehmer unterscheiden sich demnach in ihrer Persönlichkeit, ihren Bedürfnissen und Fähigkeiten. „Das gilt für die Generation Y ebenso wie für die Vorgängergenerationen“, schlussfolgert Studien-Autorin Sibylle Adenauer.
Junge Generation stellt hohe Anforderungen
Um dem Mythos auf die Schliche zu kommen, hat die Forscherin sieben Studien, die sich mit den Eigenheiten der Generation Y befassen, ausgewertet und verglichen. „Ich konnte auf dieser wissenschaftlichen Basis nicht nachvollziehen, woher die pauschalen Zuschreibungen kommen“, sagte Adenauer. Sie vermutet, dass diese von Medien und Personalfachleuten weitergetragen werden, ohne genauer hinterfragt zu werden. Von den Jüngeren selbst jedenfalls stammten die Zuschreibungen nicht. Mehrere Studien zeigten, „wie sehr Selbsteinschätzung und Fremdeinschätzung voneinander abweichen können“, heißt es in der Untersuchung. Die junge Generation schätze zwar durchaus ein ausgewogenes Verhältnis von Arbeit und Freizeit und habe hohe Anforderungen an ihre Arbeitgeber, doch das sei auch schon bei der Vorgängergeneration (sogenannte Generation X) so gewesen.
Für Unternehmen sind diese Erkenntnisse sehr wichtig. „Es hieß bislang immer, die Personalarbeit müsste in den Unternehmen völlig umgestellt werden“, sagt Forscherin Adenauer. „Das ist aber nicht der Fall.“ Da man die Jüngeren nicht einfach in einen Topf werfen kann, müsse in den Personalabteilungen, wenn es darum geht, neue Mitarbeiter einzustellen, „genau und differenziert hingeschaut werden, wer da vor einem steht. Das war aber schon immer so“, sagt die Forscherin des Düsseldorfer Instituts.
Unterschiede zwischen den Generationen gibt es aber sehr wohl, betont die Forscherin. Sie betreffen aber nicht die Wertvorstellungen und persönlichen Vorlieben, sondern die Fähigkeiten. „Die Generation Y ist die erste Generation, die mit modernen Informations- und Kommunikationsmedien aufgewachsen ist und sie im Alltag nutzt“, heißt es in der Untersuchung. Und das habe natürlich Folgen für mögliche Aufgaben und die Arbeitsweise eines Mitarbeiters.