Geldanlage : Der gute Banker von Bochum
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Im Garten der GLS Bank: Thomas Jorberg, Vorstandsvorsitzender Bild: Edgar Schoepal
Die GLS Bank legt Geld sozial und ökologisch an. Und auch noch völlig transparent. Ihr Chef appelliert ans gute Gewissen seiner Kunden. Die Krise spielt ihm in die Hände. Vor Kunden kann er sich kaum noch retten.
„Das Zocken gehört verboten.“ Der Satz stammt von Uli Hoeneß, aber er dürfte ganz nach dem Geschmack von Thomas Jorberg sein. Der Vorstandsvorsitzende der GLS Bank, Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken, sagt es differenzierter als der Manager des FC Bayern. Der pflegt auch im Nebenberuf als Wurstfabrikant eine würzige Sprache und hat sich gerade in einem Interview darüber aufgeregt, dass „in Londoner Hinterzimmern Yuppies in Hosenträgern“ mit Schweinebäuchen spekulieren. „Für was brauchen Banken Schweinebäuche?“ Jorberg stimmt da mit ein: „Die reine Geldvermehrung ohne Bezug zur Realwirtschaft führt zu den Blasen, die wir gerade kennengelernt haben.“
Er trifft damit einen Nerv. Und so wächst seine Bank, die sozialökologische GLS Bank, prächtig in der Nische. Sie will solide, durchschaubare Geldanlage bieten, die in ökologisch und gesellschaftlich sinnvolle Projekte investiert. Die werden immer beliebter, nicht erst, seitdem Bankkunden in die Abgründe internationaler Finanzmärkte schauen mussten.
„Wir können mehr als optimistisch sein“
Das Bilanzvolumen der GLS Bank wuchs 2008 um 27,4 Prozent auf mehr als 1 Milliarde Euro. Im Vergleich zum Volumen der Deutschen Bank ist das freilich winzig, es beträgt 2,2 Billionen Euro. Doch die Bochumer geben sich selbstbewusst. Für 2009 planen sie zwar etwas konservativer im Vergleich zu 2008, aber dennoch mit 20 Prozent Wachstum. Das haben sie schon jetzt erreicht.
„Wir können mehr als optimistisch sein“, sagt Jorberg. An ihren sieben Standorten zählt die Genossenschaftsbank bereits 70000 Kunden. In den vergangenen Jahren kamen Tausende hinzu. Sie fragen nach Girokonten, Tages- oder Termingeld, Sparbriefen und Fonds. Institutionelle Anleger brachten auch schon mal ein- oder zweistellige Millionenbeträge bei der GLS Bank unter. Die Finanzkrise spielt ihr dabei in die Hände. Menschen interessieren sich plötzlich für mehr als Zinsen. Sie wollen wissen, wo ihr Geld bleibt.
Die GLS Bank vergibt Darlehen an freie Schulen, an heilpädagogische Einrichtungen, an Senioren- oder Kulturprojekte und im ökologischen Bereich: Baufinanzierung, Naturkost, ökologische Landwirtschaft, regenerative Energie. Dabei lässt sie sich auch gern in die Karten schauen: Alle Firmenkredite – wirklich alle – werden im Internet veröffentlicht, wie auch die Eigenanlagen der Bank am Kapitalmarkt. Das liest sich so: Lebenshilfe Wetterau, Friedberg, Schulgründung, 368.000 Euro; Hof Klostersee, Grömitz, Neubau Hofladen, Haupthaus, 252.000 Euro; SunStrom GmbH, Dresden, Zahlungsbürgschaft, 181.605 Euro – drei Beispiele aus der jüngsten Liste.
„Bildung und Bank, so fing das an“
In den sechziger Jahren wollten anthroposophische Eltern eine Waldorfschule mitfinanzieren und entwickelten die Idee, die Geldanlage mit sozialen Zielen zu verbinden. „Bildung und Bank, so fing das an“, erzählt Jorberg. 1974 wurde die GLS Bank in einem Anwaltsbüro gegründet: ein Mann, eine Schreibmaschine. Schon drei Jahre später wurde Jorberg der erste Lehrling. Da war er 20. „Als ich hier anfing, haben wir im Handdurchschreibeverfahren gebucht. Wir fingen im Oktober an, die Zinsen fürs Jahresende zu berechnen.“ Heute klingt das, als würde Opa vom Krieg erzählen.