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Insolvente Kaufhauskette : Galeria ist am Ende

Blick auf das Kaufhaus von Galeria Karstadt Kaufhof in der Wiesbadener Kirchgasse Bild: Maximilian von Lachner

Das Konzept des Warenhauses hat sich überholt. Daher ist die Politik auch gut beraten, keine weiteren Hilfen auszuzahlen.

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          Die Hoffnung stirbt zuletzt. In manchen Fällen wäre es besser, die Hoffnung wäre schon früher am Ende. Galeria ist ein solcher Fall. Die Rosskuren, die der letzte große deutsche Warenhauskonzern unter verschiedenen Namen, Investoren und Geschäftsführern über sich hat ergehen lassen müssen, waren brutal. Leidtragende waren vor allem die Beschäftigten. Zum einen die Mitarbeiter, die im Laufe der Zeit ihren Job verloren haben, zum anderen diejenigen, die in ständiger Unsicherheit versuchten, die immer neuen und angeblich so erfolgversprechenden Konzepte umzusetzen. An vollmundigen Versprechen hat es nie gemangelt, an tieffliegenden Managementfähigkeiten leider auch nicht.

          Das Konzept des Warenhauses hat sich überholt. Dieses Erkenntnis ist nicht neu, sie gilt seit mindestens 15 Jahren. Das Internet hat den Einzelhandel revolutioniert. Es hat neue Vertriebskanäle geschaffen und Mut belohnt. Hätte Jeff Bezos nicht so sehr an die Disruption des Einzelhandels geglaubt, wäre er heute selbst nicht Milliardär und Amazon nur eine Randnotiz der Geschichte.

          Nostalgie ist kein Geschäftsmodell

          Die Namen Hertie, Horten, Karstadt, Kaufhof, deren Wurzeln sich in Galeria vereinen, sind Traditionsmarken des deutschen Wirtschaftswunderlands aus dem vergangenen Jahrhundert. Mit den Lebens- und Einkaufswirklichkeiten der heutigen Verbraucher haben sie schon lange nichts mehr zu tun. Dass der aktuelle Galeria-Geschäftsführer Miguel Müllenbach davon spricht, bis zum Ausbruch des Ukraine-Krieges auf einem guten Wege gewesen zu sein, überrascht. Es war maximal ein Holzweg.

          Das sollten sich einmal mehr auch alle überlegen, die nun wieder den Untergang von Galeria beklagen: Es sind Kunden, die vielleicht noch in die Filiale gehen, um sich kostenlos beraten zu lassen, das Objekt der Begierde dann aber woanders für zehn Euro weniger im Internet bestellen – und am nächsten Tag nach Hause liefern lassen.

          Es hängen noch immer viele tausend Arbeitsplätze an Galeria. Abermals Hoffnung auf ihren nachhaltigen Bestand zu machen, ist fahrlässig. Daher ist die Politik auch gut beraten, keine weiteren Hilfen auszuzahlen. Nostalgie ist ein Gefühl, kein Geschäftsmodell.

          Inken Schönauer
          Redakteurin in der Wirtschaft, verantwortlich für den Finanzmarkt.

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