Italiens Fünf Sterne drohen zu verglühen
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In Aktion: Beppe Grillo, Mitgründer der Fünf-Sterne-Protestbewegung Bild: EPA
Der Protestbewegung wird die Bindung an ein einziges Unternehmen zum Verhängnis - nun muss sie sich völlig neu erfinden.
Drei Jahre nach ihrem aufsehenerregenden Wahlerfolg mit einem Stimmergebnis von mehr als 32 Prozent sowie 398 Parlamentssitzen unter insgesamt 945 Abgeordneten und Senatoren muss sich die italienische Fünf-Sterne-Protestbewegung völlig neu erfinden. Dabei stolpert die Bewegung nun über einen Widerspruch, der sie seit der Gründung 2009 begleitet hat: Obwohl wirtschaftskritisch und basisdemokratisch („jeder hat nur eine Stimme“), hing die Bewegung in fast allen Organisationsfragen immer von einem Unternehmen ab. Mit dem will man aber nicht mehr zusammenarbeiten, und deshalb steht nun die ehemalige Protestbewegung wieder am Anfang. Womöglich wird sie dabei den anderen Parteien immer ähnlicher, doch damit entstehen neue Probleme mit der Positionierung im Parteienspektrum und Gefahren einer Spaltung. Sogar die Regierung von Mario Draghi könnte gefährdet sein.
Außerhalb Italiens war wenig beachtet worden, dass die Fünf-Sterne-Bewegung nicht einen, sondern zwei Gründer hatte. Neben dem 1948 geborenen systemkritischen Komiker Beppe Grillo, der bei jedem Auftritt großes Aufsehen erzeugt, stand ein öffentlichkeitsscheuer Unternehmer, der 1954 in Mailand geborene Internetspezialist Gianroberto Casaleggio. Der war mehr als Grillo der theoretische Kopf der Bewegung. Er stellte sich vor, dass längerfristig Wahlen und die repräsentative Demokratie überflüssig seien, weil die Bürger doch über alles im Internet abstimmen könnten.
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