„FTD“ wird eingestellt : G+J streicht 320 Stellen in den Wirtschaftsmedien
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Der Verlag sucht jetzt einen Käufer für die Abonnentenkartei der „FTD“. Bild: dapd
Die „Financial Times Deutschland“ soll nur noch bis zum 7. Dezember erscheinen. Der Rückzug des Verlags Gruner + Jahr aus den Wirtschaftsmedien geht mit einem weitreichenden Personalabbau einher.
Nach Informationen der F.A.Z. sollen rund 320 der 350 Mitarbeiter der G+J Wirtschaftsmedien AG & Co. KG ihren Arbeitsplatz verlieren. Ihnen soll bis Ende Januar betriebsbedingt gekündigt werden. Dafür sind intern Sozialplankosten von rund 40 Millionen Euro veranschlagt.
Wie berichtet , hat der Vorstand am Dienstag beschlossen, die Wirtschaftszeitung „Financial Times Deutschland“ („FTD“) einzustellen und die Zeitschriften „Impulse“ und „Börse Online“ zu verkaufen. Darüber beriet am Mittwoch der Aufsichtsrat des Verlags; eine Zustimmung galt als sicher, sollte am Mittwoch aber noch nicht verkündet werden.
Die „FTD“-Redaktion teilte am Mittwoch auf ihrer Internetseite mit, die Zeitung stehe „vor der Einstellung“. Weiter hieß es dort: „Jetzt warten wir die Entscheidung unserer Verlagsführung ab. Dann blicken wir nach vorn.“
Die „FTD“ hatte zuletzt noch 42.000 Abonnenten
Dem Vernehmen nach soll die „FTD“ voraussichtlich noch bis zum 7. Dezember erscheinen. Bis dahin versucht der Verlag einen Käufer für die Abonnentenkartei zu finden. Laut IVW hatte das Blatt zuletzt knapp 42.000 Abonnenten. Von der Gesamtauflage von 102.000 gingen 46.000 als Bordauflage in Flugzeuge und an Flughäfen.
Für „Impulse“ und „Börse Online“ gibt es zahlreiche Interessenten, darunter auch Fachverlage. Diese würden freilich nur die Markenrechte und die Abonnentenstämme, nicht aber die für diese Magazine zuständigen Redakteure übernehmen. Diese müssten sich nach erfolgter Kündigung bei dem neuen Eigentümer bewerben. Wenn der Verkauf der Titel nicht bis Ende Januar gelingt, will Gruner + Jahr „Impulse“ und „Börse Online“ ebenfalls einstellen, verlautet aus gut informierten Kreisen.
Der Betriebsrat der G+J Wirtschaftsmedien zeigte sich „entsetzt“ über die Pläne des Vorstands. „Wir sind enttäuscht und zweifeln an der unternehmerischen Kompetenz des Vorstands“, heißt es in einer Mitteilung der Arbeitnehmer. Es lägen Konzepte vor, um den Wirtschaftsmedien eine hervorragende digitale Perspektive zu geben. Auch der stellvertretende Vorsitzende der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Frank Werneke, kritisierte das geplante Vorgehen scharf: „Gruner + Jahr ist ein profitabler Verlagskonzern. Die Entscheidung gegen den Großteil der Wirtschaftsmedien ist keine Entscheidung aus der Not heraus, sondern eine Entscheidung gegen qualitativ hochwertige journalistische Produkte“, sagte er. Der geplante Kahlschlag suche in der deutschen Verlagslandschaft seinesgleichen.