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Konjunktur : Das Wirtschaftswachstum kehrt 2024 zurück

  • Aktualisiert am

Die deutsche Konjunktur nimmt Fahrt auf. Bild: dpa

Die deutsche Konjunktur hellt sich auf. Das IfW Kiel erwartet bereits dieses Jahr ein kleines Plus. Das ifo-Institut sieht Besserung erst im kommenden Jahr. Der Gipfel der Inflation sei aber erreicht.

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          Das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel) blickt optimistischer auf die deutsche Konjunktur in diesem Jahr als noch vor wenigen Monaten. Das Institut rechnet in diesem Jahr mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,5 Prozent, nachdem es Mitte Dezember noch von 0,3 Prozent ausgegangen war. Für das kommende Jahr erwarten die Forscher ein Plus von 1,4 Prozent.

          Die konjunkturellen Aussichten hätten sich zuletzt „etwas aufgehellt“ und die deutsche Wirtschaft „müht sich aus der Energiekrise“, hieß es. Gleichwohl bleibe die Aufwärtsdynamik „verhalten“. „Die zuletzt deutlich rückläufigen Gaspreise stimulieren die Konjunktur hierzulande zunächst nur wenig“, erklärte IfW-Konjunkturchef Stefan Kooths. Sie entlasteten vor allem den Staatshaushalt, der nun mit weniger Subventionen im Rahmen der Energiepreisbremsen einspringen müsse.

          Der Preisauftrieb werde zudem weiterhin hoch bleiben. So rechnet das IfW Kiel in diesem Jahr mit einer Inflation von 5,4 Prozent, im kommenden Jahr könnte sie dann zwei Prozent betragen. Wichtig sei daher ein „entschlossenes Gegensteuern der Geldpolitik“, forderte Kooths.

          Ifo erwartet 1,7 Prozent Wachstum 2024

          Das Münchner Ifo-Institut blieb indes bei seiner leicht pessimistischeren Sicht und erwartet für dieses Jahr eine weitgehende Stagnation der deutschen Wirtschaft (minus 0,1 Prozent). Das Institut geht davon aus, dass die Wirtschaft in den verbrauchernahen Branchen angesichts der hohen Inflation „leidet und schrumpft“, die Industriekonjunktur jedoch das Wachstum stützen werde. Auch die Experten des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) gehen für 2023 von einer schwachen Konjunktur in Deutschland aus. Das Bruttoinlandsprodukt werde lediglich um etwa 0,4 Prozent zulegen, hieß es in der am Dienstag veröffentlichten Frühjahrsprognose des Instituts.

          Für 2024 geht das Ifo-Institut wiederum von einem Wachstum von 1,7 Prozent aus. Damit hat das Institut seine Konjunkturerwartung für Deutschland im kommenden Jahr leicht um 0,1 Prozentpunkte zu seiner Prognose im Dezember erhöht, wie es am Mittwoch in Berlin mitteilte. Und auch die Inflationsrate wird sich dann den Erwartungen der Münchner Wirtschaftsforscher zufolge mit 2,2 Prozent wieder normalisieren. Verbessert haben sich auch die Erwartungen zum Haushaltsloch.

          2023 noch sinkende Reallöhne

          „Nach einem weiteren Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 0,2 Prozent im ersten Quartal wird sich die Konjunktur im weiteren Verlauf wieder erholen“, sagte Ifo-Konjunkturforscher Timo Wollmershäuser. „Spätestens ab Jahresmitte werden steigende Reallöhne die Binnenkonjunktur stützen.“ Insgesamt erwartet er für das Gesamtjahr 2023 allerdings noch ein Minus bei den Reallöhnen.

          Letztlich seien „wir alle“ Verlierer der Krise, sagte Wollmershäuser. Ohne sie würde Deutschland heute viel besser dastehen. Auch Ifo-Präsident Clemens Fuest äußerte sich in diese Richtung. Der Wohlstand liege deutlich niedriger als 2019, sagte er.

          Zur Trendwende im Jahresverlauf sollen neben spürbaren Tariflohnanstiegen auch allmählich sinkende Inflationsraten beitragen. „Der Gipfel der Inflation ist erreicht“, sagte Wollmershäuser. Im Durchschnitt dieses Jahres erwartet er eine Teuerungsrate von 6,2 Prozent. Das ist minimal weniger als bei der Dezember-Prognose. Von den Energiepreisen erwarte er in den kommenden Monaten keinen weiteren Inflationsschub, sagte Wollmershäuser. Ende des Jahres werde der Rückgang der Energiekosten dann auch bei den Haushalten ankommen und die Inflation kommendes Jahr sogar drücken.

          Optimismus beim Staatshaushalt

          Optimistischer als vor drei Monaten sieht das Ifo den Staatshaushalt. Er werde im laufenden und kommenden Jahr mit 1,3 beziehungsweise 0,3 Prozent der Wirtschaftsleistung im Minus sein, hieß es. Im Dezember lag die Prognose der Münchner noch bei 2,6 und 1,2 Prozent Defizit. Unter anderem erwarten die Wirtschaftsforscher wegen niedrigerer Preise jetzt um 35 Milliarden Euro geringere Ausgaben für die staatlichen Energiepreisbremsen.

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