Freihandelsabkommen : EU und Südamerika rücken näher aneinander
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Saubermachen: Die EU stellt sich in Sachen Wirtschaftsbeziehungen neu auf. Bild: AP
EU-Kommissionspräsident Juncker spricht von einem „historischen Moment“. Die EU und die Mercosur-Staaten haben ein Freihandelsabkommen abgeschlossen. Fast 20 Jahre dauerten die Verhandlungen.
Die EU und der südamerikanische Staatenbund Mercosur wollen gemeinsam die größte Freihandelszone der Welt aufbauen. Die jahrelangen Verhandlungen seien am Freitag in Brüssel abgeschlossen worden, teilte das argentinische Präsidialamt mit. Durch die Einigung werde der Zugang der Exporteure aus den Mercosur-Staaten zum EU-Markt verbessert, hieß es in der Mitteilung. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker schrieb auf Twitter von einem „historischen Moment“. Auch Brasiliens Regierung sprach von einem „historischen“ Abkommen, das „eine der größten Freihandelszonen der Welt“ schaffen werde.
Die Verhandlungen zwischen EU und den Mercosur-Ländern Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay liefen mit Unterbrechungen bereits seit dem Jahr 2000. Ziel ist der Abschluss eines Abkommens über den Abbau von Zöllen und anderen Handelshemmnissen, das den Warenaustausch stärken und Unternehmen Kosteneinsparungen in Milliardenhöhe bringen soll.
Der Staatenbund Mercosur ist mit einer Bevölkerung von mehr als 260 Millionen Menschen einer der großen Wirtschaftsräume der Welt. Zu ihm zählen eigentlich auch das dauerhaft suspendierte Venezuela sowie Bolivien, Chile, Peru, Kolumbien und Ecuador als assoziierte Mitglieder. Die EU kommt sogar auf mehr als 512 Millionen Einwohner. Die Exporte von EU-Unternehmen in die vier Mercosur-Staaten beliefen sich 2018 auf rund 45 Milliarden Euro, in die andere Richtung waren es Ausfuhren im Wert von 42,6 Milliarden Euro.
Der FDP-Politiker Otto Graf von Lambsdorff hatte sich beim Deutschlandfunk positiv über die neue Zusammenarbeit geäußert. Für die EU gelte es, so Lambsdorff, in Zeiten des Wirtschaftsstreits zwischen Amerika und China neue Märkte zu erschließen. So sah das auch der Mercosur. In Zeiten der „Spannungen und Unsicherheiten im internationalen Handel“ hätten beide Seiten einen Kompromiss über eine „wirtschaftliche Öffnung“ gefunden, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung des Außen- und des Wirtschaftsministeriums in Brasília.