Die Kiez-Königin
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Franziska Giffey kommt aus Briesen in Brandenburg, aber Neukölln liebt sie innig. Bild: Jens Gyarmaty
Franziska Giffey, 39, ist Bürgermeisterin von Neukölln und geht kompromisslos gegen Clans und Bordelle vor. Im Familienministerium wird sie es bald heimeliger haben.
Nun also Ministerin – mit 39 Jahren. Die Berliner Politikerin Franziska Giffey ist ganz oben angekommen. In der Bundesregierung. Eine Überraschung in der Ministerriege, die sich augenscheinlich so erklärt: Sie ist eine Frau, sie ist Ostdeutsche, sie ist jung. Und sie ist durchsetzungsstark. Würde sie diese Vorgaben nicht auf sich vereinen, wäre kaum jemand darauf gekommen, dass die Bezirksbürgermeisterin von Berlin-Neukölln eine Kandidatin für ein Bundesministeramt wäre. Der Druck, den die ostdeutschen SPD-Verbände aufgebaut hatten, um eine der „Ihren“ ins Kabinett der Wiederauflage der großen Koalition zu bekommen, war am Ende zu groß, als dass sie sich dem neuen Amt hätte entziehen können. Geplant hatte Giffey diesen Karrieresprung nicht, zumindest jetzt nicht. „Eine ganz außergewöhnliche Situation ist eingetreten, die noch vor wenigen Tagen nicht absehbar war“, schildert sie die Überraschung, hatte sie ihre Arbeit an der Spitze von Berlins schillerndstem und sicher auch schwierigstem Bezirk doch erst vor knapp drei Jahren begonnen.
Das allerdings ziemlich furios: mit klaren Worten und vor allem Taten, was für den Berliner Politikstil des Laissez-faire sehr ungewöhnlich ist. Im Reigen ihrer Larifari-Kollegen sticht sie seither hervor. Kein Wunder dass sie, kaum im Amt, zunehmend Aufmerksamkeit erregte. Zwar hörte man von ihr – anders als von ihrem rauhbauzigen Vorgänger Heinz Buschkowsky – nie ein herabwürdigendes Wort über den Berliner Stadtteil Neukölln mit seinen 330 000 Einwohnern aus 150 Nationen, der seit dem Hilferuf der Lehrer der Rütli-Schule den roten Stempel des Brennpunkt-Kiezes trägt. Aber eine klare Sprache spricht sie schon. Sagen, was ist – das ist ihre Devise. Immer freundlich, mit heller, glockengleicher Stimme, aber deutlich. Das klingt dann zum Beispiel so: „Es gibt eine Verfassung, und es gibt Grundsätze, die sind nicht verhandelbar. Das fängt bei der Teilnahme von Muslimen am Schwimmunterricht an und geht weiter über die Frage der freien Partnerwahl und das entschiedene Eintreten gegen die Zwangsverheiratung.“
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