Pharmakonzern aus Frankreich : Valneva will Corona-Impfstoff einzelnen EU-Staaten anbieten
- Aktualisiert am
Die EU-Kommission hatte Mitte Januar vorläufige Gespräche mit Valneva über den möglichen Kauf von bis zu 60 Millionen Impfstoffdosen angekündigt. Bild: Reuters
Valneva kritisiert die schleppenden Gespräche mit der Europäischen Union. Die EU-Kommission begründete den ausbleibenden Vertragsabschluss mit Bedingungen, die Valneva nicht erfüllt habe.
Wegen schleppender Verhandlungen mit der EU will der französisch-österreichische Pharmakonzern Valneva seinen Impfstoff nun einzelnen europäischen Ländern anbieten. Es gebe bisher keine „deutlichen Fortschritte“ in den Gesprächen mit der EU-Kommission, erklärte der Konzern am Mittwoch.
„Wir haben sehr viel Zeit mit dem Versuch verbracht, auf die Forderungen zum zentralisierten Einkaufsprozess der Europäischen Kommission einzugehen“, erklärte Konzernchef Thomas Lingelbach. „Wir konzentrieren unsere Bemühungen nun auf EU-Mitgliedstaaten und Interessierte außerhalb der EU.“
Die EU-Kommission hatte Mitte Januar vorläufige Gespräche mit Valneva über den möglichen Kauf von bis zu 60 Millionen Impfstoffdosen angekündigt. Bisher kam es aber nicht zu einem Vertragsabschluss. Großbritannien hat dagegen bereits 100 Millionen Dosen für den Zeitraum 2021 bis 2022 bestellt.
Parallele Gespräche seien nicht möglich
Die EU-Kommission begründete den ausbleibenden Vertragsabschluss am Dienstag mit Bedingungen, die Valneva nicht erfüllt habe. Die Impfstrategie der EU bringe „strenge Anforderungen in Bezug auf Sicherheit, Haftung und Auslieferungsfragen“ mit sich. „Bis jetzt sind die Bedingungen des Unternehmens von den Mitgliedstaaten nicht als akzeptabel angesehen worden“, teilte ein Kommissions-Sprecher mit. In Bezug auf die Ankündigung von Valneva, mit einzelnen EU-Mitglieder verhandeln zu wollen, ergänzte der Sprecher, dass das parallele Gespräche nicht möglich seien. Wenn eine Firma mit dem EU-Team verhandelt, das aus Vertretern von Kommission und der Mitgliedstaaten besteht, oder schon einen Abschluss erzielt hat, dürften die EU-Staaten keine bilateralen Verhandlungen führen.
Der Impfstoff von Valneva hat nach Konzernangaben von Anfang April die ersten beiden von üblicherweise drei klinischen Phasen erfolgreich durchlaufen. Es handelt sich um ein sogenanntes inaktiviertes Vakzin, das eine „tote“ Version des Erregers nutzt. In der EU wurde bisher mit einer möglichen Zulassung nicht vor der zweiten Jahreshälfte gerechnet.
Der Ansatz von Valneva beruht nicht auf der Botenstoff-Technologie mRNA, sondern auf einer nach Angaben des Unternehmens seit 70 Jahren bewährten Impfstoff-Technik, die vergleichsweise sicher sei. Die britische Regierung hat den Valneva-Impfstoff schon in der Entwicklung unterstützt und erhebliche Mengen bestellt, die 2022 ausgeliefert werden sollen. Das größte Produktionswerk von Valneva liegt in Schottland. Vor einigen Tagen hat das Unternehmen bekannt gegeben, einen Börsengang an der Nasdaq in New York zu planen.
Valneva ist 2013 aus der Fusion der österreichischen Intercell AG und er französischen Vivalis SA entstanden und beschäftigt rund 600 Mitarbeiter.