Audi-Chef unter Druck : Fragen zu Stadlers Rolle im Abgasskandal
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Rupert Stadler leitet die Volkswagen-Tochtergesellschaft Audi. Bild: AFP
Der Aufsichtsrat von Volkswagen tagt. Auf der Tagesordnung steht der Audi-Chef offiziell nicht – doch das trügt.
Einen eigenen Tagesordnungspunkt „Rupert Stadler“ gibt es auf der Sitzung des Aufsichtsrats von Volkswagen am Montag nicht. Der Druck auf den Audi-Chef ist am Wochenende aber nach Medienberichten über Ermittlungen gegen ihn in den Vereinigten Staaten wegen der Manipulationen an Dieselfahrzeugen so groß geworden, dass die Kontrolleure viele Fragen haben dürften, wenn der Vorstand ihnen am Nachmittag sein „Update“ über die neusten Entwicklungen im Abgasskandal gibt.
Den amerikanischen Ermittlern lägen Aussagen von Zeugen vor, die auch den Audi-Chef belasteten, berichtete der „Spiegel“. Damit könnte auch ihm – wie schon dem früheren VW-Chef Martin Winterkorn – eine Anklage der amerikanischen Justiz drohen. Auch in Deutschland ermittelt die Staatsanwaltschaft seit vergangener Woche gegen Stadler.
In Wolfsburg wird allerdings nicht damit gerechnet, dass der Aufsichtsrat den Spitzenmanager ablösen wird. Interne Erkenntnisse bestätigten den Verdacht gegen ihn nicht, war zu hören.
Auch A8 wird geprüft
Und doch steigt der Druck auf den Konzern. Stadler ist unter den Spitzenmanagern bei Volkswagen derjenige, der im Zusammenhang mit den Abgasskandal seit Monaten immer wieder Schlagzeilen machte. Kritiker werfen ihm eine schleppende Aufarbeitung des Skandals vor. Die Staatsanwaltschaft München II hatte vergangene Woche überraschend bekanntgegeben, dass sie ihre Ermittlungen auf Stadler und ein weiteres aktives Vorstandsmitglied von Audi ausgeweitet hat. Ihnen wird Betrug sowie mittelbare Falschbeurkundung vorgeworfen, weil Diesel-Fahrzeuge mit manipulierter Software auf den europäischen Markt gebracht wurden.
Ingenieure von Audi sollen die Software mitentwickelt haben, die in Dieselmotoren des Konzerns eingebaut wurde, um die Abgaswerte zu manipulieren. Stadler wird vorgeworfen, auch nach Aufdeckung des Skandals im Herbst 2015 weiter Autos mit manipulierten Motoren verkauft zu haben. Er hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen.
Audi hatte am Freitag angekündigt, die Messungen aller Motor-Getriebekombinationen bei V 6-Dieselmotoren abzuschließen und dem Kraftfahrt-Bundesamt im Juli die abschließende Bewertung vorzulegen. Wie die „Bild am Sonntag“ berichtete, drohen Audi weitere Rückrufe durch das Kraftfahrt-Bundesamt. Die Behörde untersuche das neueste Dieselmodell des A8 auf unzulässige Abschalteinrichtungen, hieß es.
Das Verkehrsministerium habe dazu gesagt, das Amt überprüfe fortlaufend Fahrzeuge, und das treffe auch auf den A8 zu. Erst vor einem Jahr hatte das Tochterunternehmen angekündigt gehabt, 850.000 Autos mit Sechs- und Achtzylindermotoren zu prüfen. Die Hälfte der Motoren war in Ordnung, für 216.000 Autos wurden Rückrufe angeordnet.