Minus 0,747 Prozent : Neues Zinstief deutscher Staatsanleihen
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Aktienhändler sitzen auf dem Parkett an ihren Arbeitsplätzen: Der Dax befindet sich auf Talfahrt. Der Kursrutsch aus Sorge vor einer Coronavirus-Pandemie hat am Freitag mit einem Dax-Verlust von zeitweise mehr als 5 Prozent einen vorläufigen Höhepunkt erlebt. Bild: dpa
Die Epidemie hält die Anleger weiter fest im Griff: Die Aktienkurse sinken, gefragt sind Schulden sicherer Staaten. Die Lufthansa kündigt schärfere Einschnitte an.
Die Aktienkurse großer deutscher Unternehmen fallen weiter, Anleger greifen stattdessen nach aus ausfallsicher geltenden Staatstiteln: Bundesanleihen mit zehnjähriger Laufzeit rentierten am Freitag mit beinahe minus 0,75 Prozent so tief wie nie zuvor – so günstig konnte sich der deutsche Staat noch nie selbst finanzieren.
Der deutsche Standardwerteindex Dax verminderte sich zum Wochenschluss hingegen zeitweise um mehr als 4 Prozent. Auch der Index der mittelgroßen börsennotierten deutschen Unternehmen verminderte sich merklich. Überdurchschnittlich stark sanken die Aktienkurse des Triebwerke-Herstellers MTU oder des Flughafenbetreibers Fraport.
Um mehr als 6 Prozent befanden sich die Anteile der Lufthansa im Tagesverlauf im Minus. Der Kurs drehte am Nachmittag dann vorübergehend leicht ins Plus – kurze Zeit später teilte die Fluglinie mit, die angebotene Flugkapazität wegen der Ausbreitung des Coronavirus noch stärker als bislang geplant zu verringern. Abhängig von der weiteren Entwicklung der Nachfrage, soll die Kapazität in den nächsten Wochen um bis zu 50 Prozent reduziert werden.
Die Maßnahme diene dazu, die finanziellen Folgen des Nachfrageeinbruchs zu verringern. Sie ergänzt die geplanten Sparmaßnahmen im Personalbereich, im Bereich der Sachkosten und der Projektbudgets sowie weitere Liquiditätsmaßnahmen.
Auch die übrigen europäischen Börsen tendierten stark negativ. Am Donnerstag notierten schon die amerikanischen Leitindizes Dow Jones und S&P 500 um mehr als 3 Prozent niedriger. Die überraschend deutliche Leitzinssenkung der amerikanischen Notenbank Federal Reserve in dieser Woche hatte zumindest auf die Aktienkurse keinen nachhaltigen Effekt bislang.
Anders sieht das wiederum an den Anleihemärkten aus, besonders den Staatsschuldtiteln. Nicht nur die der als ausfallsicher geltenden Bundesanleihen stiegen und ihre Renditen sanken spiegelbildlich dazu. Die Rendite zehnjähriger französischer Staatsanleihen sank auf minus 0,364 Prozent und damit den niedrigsten Stand aller Zeiten. „Die
Anleger ,hamstern' in dieser Situation alles, was Sicherheit im Falle einer sich weiter verschärfenden Krise verspricht“, sagte Anleihe-Experte Elmar Völker von der LBBW. Der Goldpreis stieg um mehr als 1 Prozent auf 1690 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) und damit den höchsten Stand seit sieben Jahren.
Auch in den Vereinigten Staaten fällt die Rendite richtungsweisender Staatsanleihen: Vergangene Woche unterschritt die Rendite zehnjähriger amerikanischer Staatsanleihen, die eine wichtige Orientierung für die Finanzmärkte auf der ganzen Welt ist, erstmals die Marke von 1 Prozent. Am Freitag lag die Rendite auf nur noch 0,7528 Prozent.
Dazu hat die Zinssenkung der Fed am Dienstag wesentlich beigetragen. Rekordtiefs verzeichneten auch die Staatsanleihen Großbritanniens und Australiens. Umgekehrt steigen an den Märkten für riskante Anleihen und Kreditausfallversicherungen (Credit Default Swaps; CDS) die Risikoaufschläge für Unternehmen. Der Index Markit iTraxx Europe Crossover, der die Absicherungskosten europäischer Unternehmen misst, stieg auf den höchsten Stand seit Juni 2016.