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Arbeitsmarkt : Meist nur einfache Arbeit für Flüchtlinge

Fast 62 Prozent der Flüchtlinge gelten aus deutscher Sicht als nicht beruflich qualifiziert. Bild: Frank Röth

Weil es vielen von ihnen an schulischer und beruflicher Bildung fehlt, sind die Aufstiegschancen für Flüchtlinge gering. Nur jeder Dritte ist überhaupt erwerbstätig.

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          Vielen Flüchtlingen gelingt in Deutschland nur durch einfache Helfer-Tätigkeiten der Sprung in den Arbeitsmarkt. Weil es oft an schulischer und beruflicher Bildung fehlt, sind die Aufstiegschancen gering. Nur jeder Dritte ist überhaupt erwerbstätig. Das sind zentrale Ergebnisse einer Umfrage, die das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) am Freitag veröffentlicht hat. Befragt wurden rund 2800 Personen zwischen 18 und 69 Jahren, die zwischen 2008 und 2012 ihren Bleibestatus im Asylverfahren bekamen – noch vor der großen Welle im vergangenen Herbst.

          Sven Astheimer
          Verantwortlicher Redakteur für die Unternehmensberichterstattung.

          Den Angaben zufolge haben 16 Prozent keine Schule besucht, weitere 7 Prozent waren nur auf einer Grundschule. Die Spreizung ist allerdings groß: Während 26 Prozent der Iraker keine Schule von innen kennen, gilt dies nur für 1,4 der Iraner. Fast jeder Zweite war zehn bis 14 Jahre in einer Bildungseinrichtungen gewesen.

          Dennoch gelten fast 62 Prozent aus deutscher Sicht als nicht beruflich qualifiziert. Nur knapp 8 Prozent haben einen Hochschulabschluss, darunter Mediziner und Ingenieure ebenso wie Sprach- und Literaturwissenschaftler. Nur die Hälfte der qualifizierten Flüchtlinge hat aber versucht, den Abschluss aus der Heimat in Deutschland anerkennen zu lassen. Von denen wiederum haben 80 Prozent eine volle oder teilweise Anerkennung erreicht. Gerade einmal 5 Prozent haben eine berufliche Qualifizierung inklusive Praktikum gemacht.

          Insgesamt ist nur ein Drittel erwerbstätig, ein Fünftel sucht Arbeit und ein Fünftel nimmt gar nicht am Arbeitsmarkt teil. Knapp jeder Zehnte befindet sich in der Schule, einer Ausbildung oder im Studium. Frauen arbeiten seltener und weniger als Männer und das öfter in Minijobs. Die Beschäftigung der Flüchtlinge konzentriert sich auf die Branchen Lebensmittel, Gastronomie, Reinigungsgewerbe, Verkehr und Logistik. Zumeist sind sie abhängig beschäftigt auf unterem und mittlerem Niveau. Dagegen gibt es kaum selbständige Akademiker wie etwa Ärzte. Das ungenutzte Potential sei unverkennbar, schreibt das Bamf.

          In sechs von zehn Haushalten trägt mindestens eine staatliche Transferleistung zum Haushaltseinkommen bei, das sind vor allem Hartz-IV-Leistungen oder klassische Sozialhilfe. Die Haushaltseinkommen liegen meist unter 1500 Euro im Monat. Mehr als zwei Drittel der Flüchtlinge leben in Mehrpersonenhaushalten, unter den Alleinlebenden sind vor allem ledige junge Männer. Deutlich wird die Ballung in den Zentren: Volle 60 Prozent der Flüchtlinge leben in Großstädten, weitere 30 Prozent in mittelgroßen Städten, nur 10 Prozent dagegen in Kleinstädten und Gemeinden. Ein Viertel der Befragten schätzte seine Deutschkenntnisse als gut oder sehr gut ein, ein anderes Viertel als schlecht.

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