https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/feuerwehrleute-sind-beliebter-als-manager-15166538.html

Studie des Beamtenbundes : Feuerwehrleute sind beliebter als Manager

Feuerwehrleute und Polizisten, hier im Einsatz bei einem Kabelbrand in Hamburg, gewinnen an Vertrauen. Bild: dpa

Eine Studie des Beamtenbundes zeigt, welche Berufe hohes Ansehen genießen. Generell lässt sich sagen, dass die Menschen Wirtschaftslenkern mehr misstrauen als dem Staat. Ob das an der Autokrise liegt?

          3 Min.

          Das Misstrauen der Deutschen gegenüber Managern und Unternehmern wächst. Zugleich glauben wieder mehr Bürger an segensreiche Kräfte des Staates: Allein 75 Prozent meinen, in einer globalisierten Gesellschaft sei ein starker Staat nötig, „der die Bürger vor ausufernden Entwicklungen schützen kann“.

          Dietrich Creutzburg
          Wirtschaftskorrespondent in Berlin.

          Seit dem Jahr 2007 hat sich dieser Anteil damit um fast 10 Prozentpunkte erhöht. Umgekehrt meinen noch 55 Prozent, Unternehmer hätten ein hohes Ansehen verdient; dies sind 6 Prozentpunkte weniger als vor zehn Jahren. Das Ansehen angestellter Manager ist gar um 11 Punkte auf 26 Prozent geschrumpft. Das zeigt die Neuauflage einer jährlichen Repräsentativumfrage des Forsa-Instituts für den DBB Beamtenbund.

          Die derzeitige Vertrauenskrise der Autoindustrie und ihrer Manager dürfte dabei eine schon bestehende Grundskepsis gegenüber der Wirtschaft noch verstärkt haben, erläuterte der Leiter des Forsa-Instituts, Manfred Güllner, bei der Vorstellung der Ergebnisse am Donnerstag in Berlin. Einen starken Dämpfer hatte das Ansehen von Managern den Erhebungen zufolge schon zuvor wegen der Finanz- und Wirtschaftkrise von 2008 an erlitten. Umgekehrt dürfte das gestiegene Vertrauen in den Staat auch mit den Terrorgefahren zu tun haben, in deren Folge sich etwa die Einstellung zur Polizei verbessert hat.

          Dies verdeutlicht auch die Rangliste der Berufsfelder, deren Ansehen die Umfrage jährlich ermittelt: Vor zehn Jahren sprachen 78 Prozent der Befragten Polizisten ein hohes Ansehen zu, nun sind es 87 Prozent. Allein seit 2016 ist der Zuspruch um 5 Prozentpunkte gewachsen.

          Beamte werden immer beliebter

          Doch haben auch andere Berufsgruppen des öffentlichen Dienstes, die lange Zeit skeptisch betrachtet wurden, deutlich im Ansehen zugelegt. So verbesserten sich Lehrer in den zehn Jahren von 63 auf 75 Prozent. Ähnliches gilt für Beamte als allgemeine Statusgruppe, wenn auch auf niedrigerem Niveau: Sie kletterten von 27 auf 38 Prozent.

          Bild: F.A.Z.

          Grundsätzlich zeigen sich die Befragten fast durchweg umso wohlwollender, je klarer sie konkrete Tätigkeiten mit den Berufen verbinden – zumal, wenn sie Schutz und Hilfe dienen. Das erklärt, weshalb Feuerwehrleute seit jeher an der Spitze der Rangliste stehen, gefolgt von Ärzten, Pflegekräften und Erziehern. Nebenbei handelt es sich um Bereiche, in denen in jüngerer Zeit viel Personalaufbau stattgefunden hat.

          So ist laut Bundesagentur für Arbeit seit 2013 allein die Zahl der Beschäftigten im Berufsfeld Kinderbetreuung um 20 Prozent auf mehr als 800000 gestiegen. Diese Zahl umfasst öffentliche und private Arbeitgeber gleichermaßen.

          Junge Menschen haben Staats-Vertrauen

          Die insgesamt gesunkene Skepsis gegenüber Staat und öffentlichem Dienst zeigt sich allerdings auch in anderer Hinsicht: Vor zehn Jahren vertraten noch 58 Prozent der Befragten die Ansicht, der öffentliche Dienst koste die Steuerzahler zu viel Geld; nur 37 Prozent sahen das ausdrücklich anders. Inzwischen finden nur noch 33 Prozent den öffentlichen Dienst zu teuer. Dagegen weisen 64 Prozent diese Einschätzung zurück.

          In der Generation der 14- bis 29-Jährigen äußerten sich sogar 75 Prozent in diesem Sinne großzügig gegenüber dem Staat – was den DBB-Vorsitzenden Klaus Dauderstädt am Donnerstag zu demonstrativer Freude veranlasste. Jüngere Menschen seien mittlerweile „regelrechte Staats-Fans“, stellte er fest.

          Ob diese Generation dem Staat auch noch die Treue hält, wenn die Staatseinnahmen weniger sprudeln und sie durch höhere Steuern und Abgaben wachsende Beamtenpensionen finanzieren müssen, wird durch künftige Befragungen zu klären sein.

          AfD im öffentlichen Dienst unbeliebt

          Die aktuelle Erhebung liefert mit Blick auf die Bundestagswahl auch ein Bild der politischen Einstellungen unter den Staatsbediensteten. Dabei bestätigt sich, dass Beamte etwas konservativer eingestellt sind als die übrige Gesellschaft, während Tarifbeschäftigte des öffentlichen Dienstes etwas mehr nach links tendieren.

          So können CDU/CSU unter den Beamten derzeit mit 46 Prozent der Stimmen rechnen, die SPD nur mit 23 Prozent, wie die Forsa-Umfrage zeigt. Unter den Tarifbeschäftigten würden dagegen 36 Prozent CDU/CSU wählen, zugleich aber 27 Prozent die SPD und 10 Prozent die Linkspartei.

          Zweierlei unterscheidet indes beide Gruppen in gleicher Weise von der übrigen Gesellschaft: Die Grünen sind mit Werten von 11 bis 12 Prozent unter Beamten wie auch Tarifbediensteten besonders beliebt. Die AfD hingegen könnte im öffentlichen Dienst nach aktuellem Stand allenfalls knapp über fünf Prozent kommen.

          Weitere Themen

          Topmeldungen

          Teilnehmer des Warnstreiks am 23. März stehen während einer Kundgebung der Gewerkschaft Verdi auf dem Rathausmarkt in Hamburg.

          Tarifverhandlungen : Verdi und EVG kündigen für Montag Großstreik an

          Die beispiellose Aktion wird Deutschland weitestgehend lahmlegen: Betroffen sein werden unter anderem der Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehr sowie Flughäfen und auch Autotunnel. Reisende sollten möglichst schon am Sonntag ans Ziel kommen.
          Bislang SPD-Fraktionsvorsitzender im Düsseldorfer Landtag: Thomas Kutschaty

          Nordrhein-Westfalen : SPD-Landeschef Thomas Kutschaty tritt zurück

          Im Landesverband war die Kritik an Thomas Kutschaty zuletzt gewachsen. Am Mittwoch scheiterte er im Vorstand mit seinem Vorschlag für eine neue Generalsekretärin. Nun zog er daraus Konsequenzen.
          Blick in den Deutschen Bundestag. Noch besteht er aus 736 Abgeordneten. Künftig sollen es nur noch 630 sein. Im Wahlgesetz sind 598 vorgesehen.

          Wahlrechtsreform : Das größte Eigentor

          Die grotesken Züge des neuen Wahlrechts erklären sich aus dem alten Konflikt zwischen Mehrheits- und Verhältniswahlrecht. Die Ampel schlägt sich ganz auf die Seite von Proporz und Parität. Ein Dienst an der Demokratie ist das nicht.

          Newsletter

          Immer auf dem Laufenden Sie haben Post! Die wichtigsten Nachrichten direkt in Ihre Mailbox. Sie können bis zu 5 Newsletter gleichzeitig auswählen Es ist ein Fehler aufgetreten. Bitte versuchen Sie es erneut.
          Vielen Dank für Ihr Interesse an den F.A.Z.-Newslettern. Sie erhalten in wenigen Minuten eine E-Mail, um Ihre Newsletterbestellung zu bestätigen.