Kommentar : Sargnägel für den Diesel
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Mit der Hochtechnologie Diesel wollte das Umweltmusterland Deutschland einmal das Weltklima retten. Und jetzt? Individualverkehr verbieten?
In Stuttgart droht ein Fahrverbot für ältere Dieselfahrzeuge wegen Deutschlands schmutzigster Kreuzung. Verhängen Städte noch vor der im Frühjahr erwarteten höchstrichterlichen Entscheidung Fahrverbote für Diesel, schlagen sie Sargnägel in Hochtechnologie, mit der das Umweltmusterland einmal das Weltklima retten wollte.
Betrüger aus dem VW-Konzern ruinierten erst den Ruf des Diesels, dann gab ihm die aufgeregte Debatte um Schadstoffe den Rest, in der kaum zwischen Stickoxid, Feinstaub und Kohlendioxid unterschieden wurde. Auch auf die Gefahr hin, mit Fakten zu stören, seien einige genannt (Quelle Bundesumweltamt): Nur an drei Stunden lag am Neckartor der NO2-Stundenmittelwert im laufenden Jahr über dem Grenzwert. Im Vorjahr gab es 35 Überschreitungen.
Der Ausstoß von Stickoxid im Verkehr ist seit 1990 um 69 Prozent gesunken und nähert sich dem der Energiewirtschaft an. Feinstaubemissionen des Verkehrs sind niedriger als aus der Landwirtschaft. Vor allem aber sind moderne Diesel sparsamer und blasen ein Fünftel weniger Kohlendioxid in die Luft. Wie will Deutschland seine Klimaziele ohne Diesel einhalten? Oder gibt es ein neues Ziel: Individualverkehr verbieten?