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Fachkräftemangel : Mehr als sieben Millionen gehen bald in Rente – und werden fehlen

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Ein Fahrer betankt am Standort seiner Spedition einen Lkw. Bild: Lucas Bäuml

Fast jeder dritte Lkw-Fahrer ist bereits über 55, in der Pflege liegt der Anteil noch höher. Dabei fehlt diesen Branchen schon jetzt der Nachwuchs. Die Gewerkschaften sehen ein hausgemachtes Problem.

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          Die Altersstruktur der deutschen Bevölkerung wird zunehmend zum Problem für den Arbeitsmarkt. Aktuell ist bereits fast jeder vierte Beschäftigte (22,8 Prozent) über 55 Jahre alt. In den kommenden zehn Jahren werden somit voraussichtlich 7,3 Millionen Menschen aus dem Arbeitsleben ausscheiden.

          Mehr als zwei Millionen Männer und Frauen verabschieden sich dabei aus Berufen, in denen schon jetzt Fachkräfte fehlen. Dies ist das Ergebnis einer repräsentative Studie des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (Kofa) am Institut der deutschen Wirtschaft (IW), die den Zeitungen der Funke Mediengruppe vorliegt.

          Lkw-Fahrer gesucht

          Schwierig wird es laut Studie unter anderem für die Logistikbranche: 32,4 Prozent der Berufskraftfahrer sind derzeit über 55 Jahre alt. Sollten diese 182.084 Personen in den kommenden zehn Jahren in Rente gehen, wird sich der schon heute bestehende Fachkräftemangel in der Branche von bis zu 80.000 fehlenden Fahrern noch mal deutlich verschärfen.

          Weitere Engpässe drohen im Gesundheitssektor. 40 Prozent der Führungskräfte in der Gesundheits- und Krankenpflege, in Rettungsdiensten und der Geburtshilfe sind ebenfalls über 55. In diesen Berufen könne bereits für 90 Prozent der ausgeschriebenen Stellen kein Personal gefunden werden, heißt es in der Kofa-Studie.

          Mehr Ältere arbeiten

          Erfahrene Arbeitskräfte spielen heute in Deutschland eine größere Rolle. Die Erwerbstätigenquote in der Altersgruppe der Ü-55-Jährigen hat sich seit 2013 bis 2020 von 37,8 Prozent auf 71,7 Prozent fast verdoppelt. Seit 2013 stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten um 3,9 Millionen Männer und Frauen – davon waren 2,5 Millionen älter als 55 Jahre.

          Manche Firmen haben im Kampf gegen den Fachkräftemangel bereits ihr Ausbildungsangebot erhöht, berichtet Kofa-Leiter Dirk Werner und spricht sich für ein flexibleres Renteneintrittsalter aus. „Wir sollten das Können und das Know-how erfahrener Fachkräfte möglichst lange nutzen, wenn sie das wollen. Das würde uns vor allem in solchen Berufen helfen, die bereits heute unter erheblichem Fachkräftemangel leiden.“

          Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) fordert die Bundesregierung vor allem zu einer aktiven Arbeitsmarktpolitik auf: „Mehr junge Menschen brauchen eine berufliche Ausbildung – niemand darf auf der Strecke bleiben“, sagt DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel. In manchen Branchen sei der Mangel durch schlechte Arbeitsbedingungen auch „hausgemacht“.

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