Facebook-Chef : Zuckerberg plant Ende der Kostenloskultur im Netz
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Gut gelaunt Mark Zuckerberg auf dem MWC in Barcelona Bild: AP
Mit der Initiative Internet.org wollte Mark Zuckerberg Menschen in Entwicklungsländern eigentlich mit kostenlosem Internet versorgen. Auf der Mobilfunkmesse in Barcelona schlägt er nun andere Töne an.
Man kennt das von Boxkämpfen. Wenn die Gegner aus der Kabine kommen, um in den Ring zu steigen, erklingt ein Lied, das sie sich vorher ausgesucht haben und das im besten Falle ihren Charakter widerspiegelt. Bevor Mark Zuckerberg, der Gründer des sozialen Netzwerks Facebook, am Montagabend auf der Mobilfunkmesse Mobile World Congress die Bühne betrat, lief im großen Konferenzsaal das Stück „Save the world tonight“ der schwedischen Elektronikgruppe Swedish House Mafia. Es ist zwar nicht bekannt, ob Zuckerberg sich den Song mit der Weltrettung im Titel ausgesucht hat. Wahrscheinlich ist es nicht. Aber das Stück passte trotzdem gut zu der Botschaft, die der 31 Jahre alte Facebook-Chef mit im Gepäck hatte.
Zuckerberg war das dritte Jahr in Folge auf der Mobilfunkmesse in Barcelona, und zum dritten Mal stand die Initiative Internet.org im Mittelpunkt des Bühnengesprächs, das die Journalistin Jessi Hempel vom Magazin „Wired“ führte. Facebook hatte Internet.org vor zwei Jahren zusammen mit Netzwerkausrüstern, Chipherstellern und Telekommunikationsdienstleistern gegründet. Das Ziel: Menschen aus Entwicklungsländern kostenlosen Zugang zu einer Handvoll Internetdiensten zu geben, um ihr Leben besser zu machen. Der Zugang zu Informationen und dem Wissen der Welt soll auch die wirtschaftliche Entwicklung der bislang digital Ausgeschlossenen positiv beeinflussen, so das Argument von Internet.org.
Stotternde Mission
Allerdings stottert die Mission von Internet.org gerade gehörig. Vor zwei Wochen schaltete die indische Regierung Dienst ab, weil sie das Prinzip der Netzneutralität in dem Land bedroht sah. Danach sollen keine Daten oder Dienste bevorzugt werden, selbst wenn es sich dabei um kostenlose Dienste handelt. „Für unsere Mission, alle Menschen ins Internet zu bringen, war das ein Rückschlag“, sagte Zuckerberg nun in Barcelona. Aber die Initiative habe daraus auch gelernt. „Die wichtigste Lehre ist, dass Länder unterschiedlich sind“, sagte er und zeigte sich kämpferisch. „Facebook ist nicht das Unternehmen, das aufgibt, wenn die Straße blockiert ist.“
Zuckerbergs Worten zufolge will Internet.org die Hindernisse aber nicht umfahren, sondern im wörtlichen Sinne überfliegen. Derzeit arbeite die Initiative daran, Drohnen zu entwickeln, mit denen abgelegene Weltgegenden mit Internet versorgt werden sollen. Die Flugobjekte sollen mit Solarenergie betrieben werden und könnten so drei bis sechs Monate am Stück in der Luft bleiben. „Sie haben die Spannweite einer Boeing 747, wiegen aber so viel wie ein Auto“, sagte Zuckerberg.
Zudem wolle Internet.org bald einen Satelliten in die Erdumlaufbahn schießen, der über Afrika für Netzzugang sorgen soll. Außerdem experimentiere man mit Lasern, über die zielgerichtet Funkwellen an einzelne Orte geschossen werden sollen, um die Verbindung herzustellen. Das sei aber gar nicht so einfach, sagte Zuckerberg. Es sei ungefähr so, als wenn man versuchen würde, von Kalifornien aus die Freiheitsstatue in New York mit einem Laserpointer zu treffen.
Bei all den Anstrengungen gehe es aber weiter darum, das Internet in Gegenden zu bringen, in denen ein Anschluss bisher unwirtschaftlich war. „Wenn die Infrastruktur günstiger wird, können wir das dann auch an die Kunden weitergeben“, sagte Zuckerberg. In manchen Ländern klebt Internet.org also wohl künftig ein Preisschild auf seine Internetversorgung. In diesem Lichte ist auch eine neue Initiative zu sehen, die Facebook vor dem Auftritt Zuckerbergs angekündigt hatte.
Mobile World Congress : Zuckerbergs Vision von der virtuellen Realität
Mit Industriepartnern werde das Telco Infra Project aufgesetzt, kurz TIP. Zu den Partnern gehört unter anderem die Deutsche Telekom. Das große Ziel bleibe aber am Ende aber dasselbe, nämlich die Hälfte der Weltbevölkerung ans Netz anzuschließen, die heute noch keinen Zugang hat. „Ich hoffe, dass jeder Internetzugang bekommt“, sagte Zuckerberg. Das sei aber nur gewährleistet, wenn die Industrie nicht nur an immer höheren Anschlussgeschwindigkeiten für die entwickelte Welt arbeite, sondern auch an dieser Aufgabe.