Die Methode : So ist die Rangliste der Ökonomen entstanden
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Die Wirtschaftsweisen bei der Vorstellung ihres jüngsten Jahresgutachtens Bild: dpa
Um zu Deutschlands wichtigsten Ökonomen zu gehören, muss ein Wirtschaftsforscher in mindestens zwei Feldern Resonanz vorweisen können: in der Wissenschaft und in der Öffentlichkeit, also in Politik und Medien.
Die Medien
Das Schweizer Institut Media Tenor International hat für uns analysiert, wie häufig welche Ökonomen von August 2017 bis Juli 2018 zu welchen Themen in den Medien mit fachlichen Einschätzungen genannt wurden. Dazu musste das Zitat auf rund fünf Zeilen ausgeführt sein. Wer ist ein Ökonom? Das überließen wir den Medien. Berücksichtigt wurden Zitate, wenn der Wissenschaftler als Ökonom oder Wirtschaftsforscher bezeichnet wurde. Erstmals wurden auch Mitglieder der Monopolkommission automatisch als Ökonomen angesehen. Festangestellte Fachleute durchkämmten nicht nur die Ressorts Wirtschaft und Politik in überregionalen Zeitungen und Zeitschriften, sondern auch einige Fernsehsendungen in öffentlich-rechtlichen Sendern und die Sieben-Uhr-Nachrichten im Deutschlandfunk. Insgesamt wurden 7467 Zitate ausgewertet.
Die volle Liste: F.A.Z., Die Welt, Süddeutsche, Frankfurter Rundschau, taz, Bild-Zeitung, ARD Tagesschau und Tagesthemen, ZDF Heute und Heute Journal, Bericht aus Berlin, Berlin direkt, Fakt, Frontal 21, Kontraste, Monitor, Panorama, Plusminus, Report (BR), Report (SWR), WISO, Die Zeit, Focus, Spiegel, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Welt am Sonntag, Handelsblatt, Wirtschaftswoche, Capital, Manager Magazin sowie die 7-Uhr-Nachrichten des Deutschlandfunks.
Die Politik
„Welche sind die Ökonominnen und Ökonomen (von Universitäten, Forschungsinstituten, Banken, Unternehmen etc.), deren Rat oder Publikationen Sie am meisten für Ihre Arbeit schätzen?“ Diese Frage stellten die Universität Düsseldorf, der Verein für wissenschaftliche Politikberatung Econwatch und die Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften in einer Umfrage Parlamentariern und Führungskräften von Ministerien auf Bundes- und auch auf Landesebene. 62 Teilnehmer beteiligten sich an der Umfrage. Sie konnten bis zu fünf Namen nennen. Der Erstgenannte bekam fünf Punkte, der Fünftgenannte einen.
Die Wissenschaft
Hier zählt die Zahl der Zitate aus den vergangenen Jahren. Diesen Index hat der Fachverlag Elsevier aus seiner Forschungsdatenbank Scopus berechnet. Scopus ist die größte Zitat- und Abstractdatenbank der Welt mit mehr als 150.000 Büchern und über 22.000 Zeitschriften, darunter viele europäische. Ökonomen, die oft Beiträge in Büchern oder in Zeitschriften ohne unabhängige Gutachter veröffentlichen, stehen in dieser Rangliste allerdings nicht weit oben. Für dieses Ranking berücksichtigten wir Zitate, die in den Jahren 2014 bis 2018 veröffentlicht wurden, auf dem Datenstand von Mitte August – egal, aus welchem Jahr die zitierte Publikation stammt. So messen wir den Einfluss in aktueller Zeit. Scopus hat zwar noch einige Lücken, wenn die zitierten Artikel 20 Jahre alt oder älter sind, die weitaus meisten Zitate erfolgen aber innerhalb von zehn Jahren nach Veröffentlichung. Zudem wurden die Autorendaten noch einmal extra für dieses Ranking auf Doppeleinträge geprüft, so dass wir unterschiedliche Einträge desselben Autors für dieses Ranking zusammenführen konnten.
Die Gesamtwertung
In die Gesamtwertung aufgenommen wurde, wer in Öffentlichkeit und Forschung Spuren hinterlassen hat. In der Forschung waren mindestens fünf Zitate nötig, in der Öffentlichkeit mindestens fünf Medienzitate oder mindestens fünf Punkte in der Politik-Umfrage. Das Ranking haben wir konzentriert auf Ökonomen, die an Institutionen in Deutschland, Österreich und der Schweiz arbeiten. Nach diesen Kriterien haben wir in diesem Jahr 140 Ökonomen in die Gesamtwertung aufgenommen.
Dann wurden die Säulen verrechnet. Dafür haben wir ein Punktesystem verwendet: In jeder Säule bekam der stärkste Ökonom 250 Punkte, alle anderen bekamen ihre Punkte proportional dazu. Wie schon im vergangenen Jahr wurden die Wissenschafts-Punkte für Deutschland, Österreich und die Schweiz gleich verteilt. Auf die Rangliste hat das keine Auswirkung. Wie im vergangenen Jahr haben sich einige Ökonomen zwar mit mehr als fünf Zitaten fürs Gesamtranking qualifiziert, erreichen trotzdem aber gerundet null Wissenschaftspunkte. In der Zusammenrechnung zählten Medien und Politik einfach, die Forschung doppelt. Das bedeutet: Ein Ökonom konnte höchstens 1000 Punkte erreichen, was bedeuten würde, dass er der einflussreichste Ökonom in allen drei Säulen war.