EZB : Draghis Rochade
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Der Belgier Peter Praet ist seit Juni bei der EZB. Er arbeitete vorher bei der Zentralbank seines Heimatlandes. Bild: Bloomberg
Der Belgier Peter Praet wird neuer Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank. Die Entscheidung kommt für Deutschland zwar überraschend - ist aber keine Degradierung.
Mit einem geschickten Schachzug hat EZB-Präsident Mario Draghi sein Direktorium auf Vordermann gebracht. Statt sich bei der Besetzung der Position des Chefvolkswirts von der Politik auf die beiden neuen Direktoren, den Deutschen Jörg Asmussen und den Franzosen Benoît Coeuré, festlegen zu lassen, hat Draghi den Belgier Peter Praet vorgezogen.
Mit dieser unerwarteten Entscheidung beweist Draghi, dass er nicht auf jeden Wink aus Paris oder Berlin reagiert. Zugleich hat die Personalie eine ganze Reihe weiterer Vorteile.
Zunächst ist Praet in seiner Karriere schon Chefvolkswirt einer großen privaten Bank gewesen und gilt zudem als Fachmann für die Bankenregulierung.
Der Zuschlag für Praet kann zudem nicht als Degradierung Asmussens gewertet werden. Denn der erhält weite Teil der Außenbeziehungen und wird Draghi in der Eurogruppe und der G-20 vertreten. Da er zugleich die Rechtsabteilung übernimmt, wird Asmussen Einfluss auf die vertragliche Neuordnung der Währungsunion erhalten.
Ein schöner Nebeneffekt ist für Draghi, dass sein Vizepräsident Vítor Constâncio, der im EZB-Direktorium als Problemfall gilt, weitgehend entmachtet ist.