Reizvolle Idylle: Die Lagune von Crawfish Rock gefällt auch Milliardären. Bild: Paul Christoph Gäbler
Stadt ohne Staat
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Mitten in der Karibik läuft ein radikales Experiment: eine Stadt ohne Politiker, die wie ein Unternehmen funktioniert. Schwerreiche Männer investieren Geld, das Nachbardorf ist skeptisch.
Der einzige Weg von French Harbour nach Crawfish Rock führt über eine unbefestigte Straße voller Schlaglöcher. Schon deshalb fahren die Taxifahrer nicht gerne hierhin. Immer wieder bleibt das Auto im unebenen Boden stecken, der Sand knistert im Getriebe. Auf halber Strecke zu dem Fischerdorf an der Nordküste der honduranischen Insel Roatán kommt man an einem großen Gattertor vorbei, das mit zwei nach oben gerichteten Zacken verziert ist: das Zeichen von Próspera, der Aufblühenden, einer neuen Stadt, die auch ein neuer Staat sein soll im Staate Honduras, 30 000 Bewohner beherbergen könnte und das Land spaltet wie kein Thema zuvor in seiner Geschichte.
Hinter dem Tor endet offiziell honduranisches Hoheitsgebiet, auch daran zu erkennen, dass das Taxi plötzlich nicht mehr rumpelt. Von einer neuen Stadt sieht man hier zwar noch nichts, doch die Arbeiten haben schon begonnen. Vor wenigen Monaten wurde die Straße asphaltiert. Die Erschaffer von Próspera scheinen es ernst zu meinen mit ihrem Vorhaben.
Nach einigen weiteren Hundert Metern muss man sich entscheiden: Fährt man nach links, kommt man nach Crawfish Rock, dem Dorf, das heißt und aussieht wie ein Piratennest. Auf dem Dorfplatz rennen Jugendliche einem Ball hinterher, vor den Lebensmittelläden liegen Hunde faul im Schatten, und im Hintergrund kann man hören, wie die Wellen sanft ans Ufer schwappen.
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