https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/eu-sanktionen-chinas-einfluss-auf-die-schweiz-17289779.html

Offizielle China-Strategie : Chinas langer Arm in die Schweiz

Heikler Pakt: Der Schweizer Finanzminister Maurer und Chinas Staatschef Xi Jinping 2019 Bild: Picture-Alliance

Schließt die Schweiz sich den Sanktionen der EU wegen der Menschenrechtsvergehen in Xinjiang an? Aus wirtschaftlichen Interessen scheut die Regierung noch zurück. Derweil weiten die Chinesen ihren Einfluss aus.

          7 Min.

          „Die Menschenrechtslage in China hat sich verschlechtert.“ Dieser schnörkellose Satz aus der offiziellen China-Strategie, welche die Schweizer Regierung Mitte März erstmals formuliert hat, mag nur das Offensichtliche benennen. Für die Schweiz jedoch ist er eine kleine Sensation. In dem 40 Seiten starken Papier werden die Missstände in der Volksrepublik ungewohnt deutlich angesprochen. Dort hätten sich die autoritären Tendenzen verstärkt, heißt es. Die Bürger seien wohlhabender, aber nicht freier geworden. Wie kaum ein anderer Staat nutze China die Digitalisierung zur gesellschaftlichen Disziplinierung. In dem Bericht werden die staatliche Zensur, die Einschränkung der Meinungs- und Medienfreiheit in Hongkong sowie der Einfluss der Kommunistischen Partei (KP) auf Bildung und Forschung thematisiert.

          Johannes Ritter
          Korrespondent für Politik und Wirtschaft in der Schweiz.

          Vor zwei Jahren, bei einem Besuch des Schweizer Finanzministers Ueli Maurer in Peking, hörte sich das noch anders an. Er selbst könne gar nicht beurteilen, ob sich die Menschenrechtslage wirklich so stark verschlechtert habe, gab er zu Protokoll. Der Minister von der nationalkonservativen Schweizerischen Volkspartei (SVP) sprach damals in seiner Rolle als Schweizer Bundespräsident – das Amt ist in der Schweiz ein Wanderpokal, der jedes Jahr von einem der sieben ranggleichen Regierungsmitglieder zum nächsten gereicht wird. Die brutale Repression der Uiguren und deren Zwangsinternierung in Lagern in Xinjiang waren schon damals gut belegt.

          Testen Sie unser Angebot.
          Jetzt weiterlesen.
          Testen Sie unsere Angebote.
          F.A.Z. PLUS:

            FAZ.NET komplett

          Diese und viele weitere Artikel lesen Sie mit F+
          Porträt von Ludwig van Beethoven aus dem Jahre 1820

          Brisante Genanalyse : Beethoven war gar kein Beethoven

          Erstmals haben Forscher das Genom des Komponisten Ludwig van Beethoven sequenziert. Die Befunde sind brisant, weil sie Aufschluss über die Todesursache geben. Auch aus anderen Gründen müssen Biographien nun wohl umgeschrieben werden.
          Ein bisschen wie nach 2015: Flüchtlinge in der Erstaufnahmestelle Ellwangen in Baden-Württemberg

          Migrationspolitik : Immer mehr Deutsche stellen Recht auf Asyl in Frage

          Auch wenn das Unbehagen nicht so groß ist wie nach 2015: Viele Menschen haben das Gefühl, dass die Belastungsgrenze bei der Aufnahme von Flüchtlingen erreicht ist. Und sie fürchten, dass die Interessen Deutschlands zu kurz kommen.