Selbstständigkeit : Die Zahl der Freiberufler ist gestiegen
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Steigende Zahl: Gut 1,34 Millionen selbständige Freiberufler gab es zum Jahresbeginn. Bild: Matthias Lüdecke
Eigenverantwortlich und fachlich unabhängig: Die Wahl zum Freiberufler wird in Deutschland immer beliebter. Doch nun rüttelt die EU-Kommission an den Privilegien.
Ärzte, Rechtsanwälte, Architekten, Steuerberater, Physiotherapeuten: Die Zahl der Selbständigen in den sogenannten freien Berufen ist im vergangenen Jahr abermals gestiegen. Das geht aus einer noch unveröffentlichten Statistik des Bundesverbands der Freien Berufe (BFB) hervor, die dieser Zeitung vorab vorliegt. Demnach gab es zum Jahresbeginn gut 1,34 Millionen selbständige Freiberufler, das sind knapp 2,7 Prozent mehr als im Vorjahr.
Den kräftigsten Zuwachs verzeichneten die technisch-naturwissenschaftlichen Berufe mit 4,1 Prozent – darunter fallen zum Beispiel Architekten und Ingenieure. Die rechts-, wirtschafts- und steuerberatenden Berufe legten um 3,1 Prozent zu, die Heilberufe – vom Tierarzt bis zum Heilpraktiker – um knapp 2 Prozent. In den freien Kulturberufen, wozu beispielsweise Dolmetscher, aber auch Yogalehrer zählen, lag das Plus bei 1,9 Prozent.
Wer genau ein Freiberufler ist, dafür gibt es eine eigene Definition: „Die Freien Berufe haben im Allgemeinen auf der Grundlage besonderer beruflicher Qualifikation oder schöpferischer Begabung die persönliche, eigenverantwortliche und fachlich unabhängige Erbringung von Dienstleistungen höherer Art im Interesse der Auftraggeber und der Allgemeinheit zum Inhalt“, heißt es beim BFB. Freiberufler sind dabei nicht unbedingt Einzelkämpfer, viele haben angestellte Mitarbeiter: Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten bei den selbständigen Freiberuflern stieg im vergangenen Jahr um gut 3,7 Prozent auf fast 3,2 Millionen. Dazu kommen noch knapp 270.000 mitarbeitende Familienmitglieder.
Freien Berufe sind Beschäftigungsmotor
Die Freien Berufe seien ein Beschäftigungsmotor, sagte BFB-Präsident Dr. Horst Vinken. „Mittlerweile ist jeder zehnte sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Mitglied in einem Freiberufler-Team.“ Die freien Berufe eilten „von Rekordmarke zu Rekordmarke“. Deshalb erwartet Vinken von der Politik auch, dass sie diese Entwicklung „konstruktiv begleitet“. Stattdessen aber rüttele vor allem die EU-Kommission „an den freiberuflichen Grundfesten“.
Die Kommission hält die vielen Sonderregelungen für Freiberufler für unangemessen. Unter anderem müssen sie keine Gewerbesteuer zahlen, auch die festen Gebührenordnungen und Zugangsbeschränkungen zu den Berufen schützen vor zu starkem Wettbewerb. Brüssel will deshalb den Zugang zu den Freien Berufen öffnen.
Die Branche wiederum beteuert, dass die Sonderregeln eine hohe Qualität garantierten und deshalb im Interesse der Verbraucher seien. „Wachstum durch Qualität bleibt der oberste Leitsatz für die freien Berufe“, sagte Vinken, „das muss auch Europa verstehen.“