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EU-Gipfel : Euro-Rettung, die nächste

Steht in der Diskussion: Ein griechischer Euro

Steht in der Diskussion: Ein griechischer Euro Bild: dpa

Griechenland, Bankenrettung, Krisenfonds, Fiskalunion: Die Themen auf der Tagesordnung der Brüsseler Krisentreffen am Wochenende sind zahlreich und kompliziert. Ein Überblick.

          4 Min.

          Es wird ein sehr langes Wochenende werden. Wieder einmal steht in Brüssel die „Rettung“ des Euro auf der Tagesordnung, wieder einmal ist eine „umfassende Lösung“ angekündigt. Wieder einmal ist der Ausgang offen. Den Tagungsmarathon leitet am Freitagnachmittag die Eurogruppe ein. Die Euro-Finanzminister wollen mindestens bis zum Börsenschluss an der Wall Street tagen. Am Samstag treffen sich zunächst die Finanzminister aller 27 EU-Staaten, danach der Allgemeine Rat der Außen- und Europaminister.

          Werner Mussler
          Wirtschaftskorrespondent in Brüssel.

          Am Sonntag kommen schließlich die „Chefs“ zusammen - zuerst in der Gesamt-EU-Formation, am frühen Abend dann die Regierenden der Euro-Staaten. Den Zeitrahmen am Sonntag geben wieder die Märkte vor: Spätestens zum Börsenschluss in Asien soll die angestrebte umfassende Lösung gefunden sein. Auf der Tagesordnung stehen fünf große Themen. Dass sie sich so schwer lösen lassen, liegt nicht zuletzt daran, dass sie eng verzahnt sind.

          Griechenland:

          Nach dem positiven Votum der „Troika“ aus Internationalem Währungsfonds (IWF), Europäischer Zentralbank (EZB) und EU-Kommission gilt es als wahrscheinlich, dass die Eurogruppe die Auszahlung der nächsten Kredittranche von 8 Milliarden Euro billigt. Voraussetzung dafür ist, dass das griechische Parlament an diesem Donnerstag den mit Athen zusätzlich vereinbarten Spar- und Reformschritten zustimmt. Weit schwieriger sind die Verhandlungen über das im Juli beschlossene zweite Hilfspaket. Weil die Verschuldung weiter gewachsen ist und sich die Banken nicht in dem Maße an dem Paket beteiligen wollen, wie im Juli angestrebt, reichen die vereinbarten 109 Milliarden Euro nicht mehr aus.

          Um die Lücke zu schließen, will die Politik die Privaten, vor allem Banken und Versicherer, dazu bringen, sich an der Teil-Umschuldung der griechischen Staatsschuld stärker zu beteiligen als mit den im Juli vereinbarten 21 Prozent. Von der politischen Seite werden Zahlen zwischen 30 und 60 Prozent gestreut. Die Banken, die sich nach diesen Vorstellungen freiwillig beteiligen sollten, wollen dagegen von der Juli-Vereinbarung nicht abrücken. Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann, zugleich Vorsitzender des Internationalen Bankenverbandes IIF, steht in seinen Verhandlungen mit Vertretern der Eurogruppe vor dem Problem, Institute mit sehr unterschiedlichen Interessen zu vertreten. So könnten es die deutschen Banken wohl verkraften, einen Teil ihrer Griechenland-Forderungen abzuschreiben. Anders sieht es bei den französischen Instituten aus: Sie sind stärker in Griechenland engagiert und schlechter kapitalisiert. Ein weiter gehender Schuldenschnitt stellt sie vor größere Probleme.

          Rekapitalisierung der Banken

          Die Unterkapitalisierung etlicher europäischer Banken gilt in der EU schon für sich genommen als Problem. Es würde durch einen möglichen Schuldenschnitt in Griechenland erheblich verschärft. Die neue EU-Bankenaufsichtsbehörde EBA ermittelt derzeit in einem „Blitz-Stresstest“ den möglichen zusätzlichen Kapitalbedarf. Sie soll noch in dieser Woche einen Vorschlag vorlegen für eine temporäre Zwangskapitalisierung. Die „Chefs“ sollen die EBA und die nationalen Behörden beauftragen, den Vorschlag durchzusetzen. Betroffen sollen nur die systemisch relevanten Institute sein. Auch gegen diese Pläne protestieren die Banken. Da sie zugleich in die Griechenland-Verhandlungen involviert sind, sind weder auf dem einen noch auf dem anderen Feld schon klare Lösungen absehbar.

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