Erklär mir die Welt (58) : Warum verdienen Manager so viel Geld?
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Das reicht nicht mal fürs Taschengeld Bild: DIETER RÜCHEL
Die Managergehälter explodieren. Verglichen mit der Vergütung von Private-Equity-Bossen verdient Josef Ackermann mit 13 Millionen Jahresgehalt noch sehr bescheiden. Die einen sehen die Millionengehälter als gerechten Lohn. Die anderen sprechen von Abzocke.
Die Bezüge der Spitzenmanager explodieren. 1,8 Millionen Euro verdiente ein deutscher Vorstand im Jahr 2005, achtmal so viel wie 1976. Die Durchschnittslöhne haben sich dagegen in diesen 30 Jahren kaum mehr als verdreifacht. Das geht aus einer Studie der Beratungsgesellschaft Kienbaum hervor, die die Vorstandsgehälter der hundert größten deutschen Unternehmen untersucht hat.
Jahrzehntelang haben die Gehälter der Topmanager nur unwesentlich schneller zugenommen als das Bruttoinlandsprodukt und die Einkommen der Deutschen. Doch seit Ende der neunziger Jahre zog ihre Vergütung kräftig an.
13 Millionen für Ackermann
Firmenlenker wie Josef Ackermann von der Deutschen Bank verdienten im vergangenen Jahr mit gut 13 Millionen Euro noch viel üppiger als der Durchschnitt der Dax-Chefs. Über eine solche Summe können viele Investmentbanker, Private-Equity-Manager und Trader in den Handelssälen der Banken nur lachen: Sie kassieren heute nicht selten dreistellige Millionengehälter im Jahr.
Die Managerbezüge sind längst zu einem Reizthema geworden. Auch in der Wissenschaft wird intensiv über die krassen Gehaltsschübe nachgedacht. Den Ökonomen geht es dabei nicht um Ausreißer und Abkassierer, die nur die eigene Bezahlung in luftige Höhen treiben, während die Mitarbeiter ihrer AG um ihren Job fürchten und die Aktionäre unter schwachen Kursen leiden. Es geht darum, herauszufinden, warum die Gehälter der Spitzenmanager im Durchschnitt in den vergangenen Jahren so gewaltige Schübe erlebt haben.
Die Allzweck-Erklärung
Theorien gibt es in Hülle und Fülle. Viele Forscher sehen den steilen Anstieg der Managerlöhne schlicht als Ergebnis eines gut funktionierenden Marktmechanismus. Es ist die Allzweck-Erklärung der Wirtschaftswissenschaftler für beinahe jedes Phänomen: Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Auf dem Managermarkt werden die Löhne frei ausgehandelt.
Die Firmeneigentümer oder der Aufsichtsrat suchen einen Chef, der dem Unternehmen und seinen Aktionären den größten Nutzen stiftet; das tut er nur, wenn das Gehalt stimmt und Leistungsanreize gesetzt werden. Und der Manager versucht, sein Gehalt zu optimieren. Am Ende entspricht der Lohn der Grenzproduktivität seiner Leistung. Die spiegelt sich in einem hohen individuellen Beitrag zum Unternehmenswert wider.
70 bis 80 Prozent leistungsabhängig
Die amerikanischen Wissenschaftler Xavier Gabaix und Augustin Landier sorgten vor einem Jahr mit einer Studie für Aufsehen, die die These vom effizienten Managermarkt stützt: Es sei logisch, dass die größten Unternehmen die besten Manager anzögen und dass ein Manager umso mehr verdiene, je größer die Firma sei. Nun rechnete das Duo nach: Wie stark sind die großen amerikanischen Unternehmen in den vergangenen 25 Jahren gewachsen, in denen sich die Managergehälter versechsfachten? Genau: Ihr Börsenwert hat sich versechsfacht. „Wenn der Marktwert aller Firmen wächst“, sagt Landier, „sind die Leute bereit, mehr für das gleiche Talent zu zahlen.“ So einfach ist das.
Ins Bild passt, dass Anreizlöhne heute gang und gäbe sind. Vor dreißig Jahren spielten flexible Bezüge praktisch keine Rolle in der Managervergütung; es gab ein festes Gehalt. Weder wurde überdurchschnittliche Leistung belohnt, noch mussten Manager, die versagt hatten, mit finanziellen Einbußen rechnen. Heute beträgt der Anteil der fixen Bezüge nur noch 20 bis 30 Prozent, der Rest ist leistungsabhängig. Und so liegt die Vermutung nahe, dass die zunehmende Orientierung der Managergehälter an Unternehmensgewinnen und Aktienkursen zum Auseinanderdriften von Vorstandssalären und Durchschnittslöhnen geführt hat.