Merkels Europa
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Hat der französische Präsident die deutsche Kanzlerin zu ihrem Glück gezwungen? Angela Merkel und Emmanuel Macron in Brüssel Bild: Bundesregierung/Steffen Kugler
Die Brüsseler Wirtschafts- und Währungspolitik prägte die Amtszeit der Kanzlerin. Jetzt regelt Angela Merkel ihr Vermächtnis in der EU. Wie von der Leyen ins Spiel kam, folgte dabei einer langen Tradition.
In Cannes begann Angela Merkel einst zu weinen. Die Szene spielte im fernen November 2011, in einem fensterlosen Raum beim G-20-Gipfel. Draußen regnete es in Strömen, die Stimmung unter den Europäern war am Tiefpunkt angelangt. Davor hatte die Kanzlerin mit dem griechischen Premier Giorgos Papandreou gestritten, danach mit dem italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi, beide traten bald darauf ab. Jetzt redeten der amerikanische Präsident Barack Obama und das französische Staatsoberhaupt Nicolas Sarkozy auf Merkel ein, sie hatten sich vorher abgesprochen.
Angesichts der katastrophalen Lage wollten sie den europäischen Rettungsschirm noch einmal aufstocken, und dafür hatten sie einen Plan: Sie wollten die Guthaben der Europäer bei Christine Lagardes Internationalem Währungsfonds dafür einsetzen. Dafür war in Deutschland allerdings die Bundesbank zuständig, und deren Präsident Jens Weidmann lehnte den Vorschlag strikt ab. Auch den Koalitionspartner FDP, die eigene Fraktion und das Verfassungsgericht musste Merkel fürchten. „Ich bringe mich nicht selbst um“, sagte Merkel unter Tränen. Beim Hinausgehen legte Obama seinen Arm um ihre Schulter.
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