Energieknappheit : Französische Versorger rufen zum Energiesparen auf
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Die französischen Versorger haben Bürger und Unternehmen dazu aufgerufen, massiv Strom einzusparen. Bild: AFP
Die Chefs der drei größten Versorger in Frankreich rufen zum Stromsparen auf. Derweil soll ein Kohlekraftwerk nahe der deutschen Grenze neu gestartet werden.
In nicht alltäglicher Eintracht haben die Spitzen der drei großen französischen Energiekonzerne an Bürger und Unternehmen appelliert, den Verbrauch von Strom, Öl und Gas „sofort“ einzuschränken. „Die Anstrengungen müssen unmittelbar, kollektiv und massiv sein. Jede Geste zählt“, schrieben die Vorstandschefs von Totalenergies (vormals Total), EDF und Engie in einem Gastbeitrag in der Zeitung „Journal du Dimanche“. Sie mahnen, dass der Anstieg der Energiepreise den „sozialen und politischen Zusammenhalt“ bedrohe und „schwerwiegende Auswirkungen“ auf die Kaufkraft von Familien habe.
„Seit nunmehr mehreren Monaten ist das europäische Energiesystem starken Spannungen ausgesetzt“, betonen die gewöhnlich miteinander konkurrierenden Chefs von Totalenergies, EDF und Engie. Das liege indes nicht nur an den gesunkenen Pipelinelieferungen von russischem Gas, die der verstärkte Import von Flüssigerdgas (LNG) „heute“ nicht ausgleichen könne. Auch seien Europas steuerbare Stromerzeugungskapazitäten aufgrund von nationalen Maßnahmen oder Wartungsarbeiten „angespannt“, zudem beeinträchtigten die Wetterlage und Dürren die Wasserkraftproduktion. Nötig sei deshalb ein „großes Programm für Energieeffizienz und eine landesweite Jagd auf Verschwendung“. Denn „die beste Energie ist diejenige, die wir nicht verbrauchen“.
Kohlekraftwerke könnten wieder hochgefahren werden
Seit Mitte Juni erhält Frankreich direkt kein Pipelinegas mehr aus Russland, sondern allenfalls über Umwege oder LNG-Terminals. Doch die Regierung hatte zuletzt wiederholt betont, dass die Versorgung sicher sei: zum einen, da mit zuletzt 17 Prozent weniger Gas russischen Ursprungs war als etwa in Deutschland oder Italien. Zum anderen, weil Frankreich über vier Importterminals für LNG verfügt, eines bei Dünkirchen am Ärmelkanal, eines in Montoir-de-Bretagne an der Atlantikküste und zwei in Fos-sur-Mer an der Côte d’Azur. Darüber wurde zuletzt verstärkt LNG bezogen und in die Speicher gepumpt.
„In einem Szenario, in dem die russischen Gaslieferungen morgen eingestellt werden, könnten wir den nächsten Winter (bei jahreszeitlich normalen Wetterbedingungen) durch die Mobilisierung unserer bereits angelegten Speicher, unserer LNG-Importkapazitäten und durch die Umsetzung eines Energiesparplans zur Optimierung unseres Verbrauchs überstehen“, teilt das französische Energieministerium der F.A.Z mit – und bestätigte am Sonntag zugleich Berichte, wonach das abgeschaltete Kohlekraftwerk in Saint-Avold nahe der Grenze zum Saarland im kommenden Winter wieder hochgefahren werden könnte.