
Kommentar : Grenzregime
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Umgeknickter Mast nach einem Unwetter: Das marode deutsche Netz nervt die Nachbarstaaten. Bild: dapd
Die deutsche Energiewende sorgt für Spannungen. Das Netz ist viel zu klein, die Nachbarn sind genervt. Es kommt auf den Netzausbau an - und den verzögern die Deutschen.
Deutschland macht die Grenzen zu – nicht für Flüchtlinge, wohl aber für Elektrizität. Alle Nachbarländer leiden am deutschen Ökostromausbau, wenn auch mit unterschiedlichen Folgen: Polen, Tschechen und Niederländer werden fallweise mit Strom geflutet. Sie bauen deshalb Abwehrriegel an den Grenzen, um den Fluss der Elektronen zu kanalisieren.
Die Skandinavier dagegen können ihren Strom nicht – wie es der EU-Vertrag eigentlich vorsieht – in das deutsche Netz exportieren, weil das zu klein und verstopft ist. Die Deutschen hingegen würden die Österreicher am liebsten aus der gemeinsamen Strompreiszone hinauswerfen, um im Süden höhere Preise durchzusetzen. Dahinter steht die Hoffnung, dass dies die verheerenden Engpässe im Netz lindern würde.
Und was tun die Deutschen? Sie buddeln ihre neuen Stromautobahnen in die Erde. Das treibt die Kosten des Netzausbaus und verzögert seine Fertigstellung. Gleichzeitig geht der Ausbau von Windparks an Land und auf See weiter, als gäbe es keine Netzengpässe und wäre alles in bester Ordnung. Aber nichts ist in Ordnung, solange der Netzausbau unzureichend ist. Er ist das Maß, an dem sich alles andere auszurichten hat.