Energiekonzerne : Eon will Zerschlagung verhindern
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Die Trennung vom Netz könnte bevorstehen Bild: dpa
Seit Wochen stehen die großen Energiekonzerne unter Druck, weil die EU-Kommission ihnen die Leitungsnetze nehmen will. Nun hat Eon-Chef Bernotat einen Gegenvorschlag gemacht: Eine europäische Zusammenarbeit der Netzbetreiber. Das Kartellamt hält wenig von solchen Ideen.
Der Energiekonzern Eon hat der EU-Kommission einen Gegenvorschlag zur Abtrennung der Strom- und Gasnetze gemacht. Auf der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens machte sich Konzernchef Wulf Bernotat statt dessen für den Aufbau eines europäischen Kernmarktes in der Energiebranche stark.
Der EU-Kommission habe das Unternehmen vorgeschlagen, einen solchen Kernmarkt bestehend aus Frankreich, den Benelux-Staaten, Österreich, der Schweiz und Deutschland zu schaffen, sagte er in Düsseldorf.
Unter erheblichem Druck
Es würden Gespräche mit der EU geführt, wie eine Zusammenarbeit der Netzbetreiber und eine entsprechende Regulierung aussehen könnte. Ein solcher Ansatz wäre einer Trennung der Strom- und Gasnetze von den Versorgern klar überlegen, betonte der Eon-Chef.
Seit einigen Wochen stehen die großen Energiekonzerne in Europa unter erheblichem Druck, weil die EU angedroht hat, ihnen die Leitungsnetze zu nehmen. Auf diesem Wege soll für mehr Wettbewerb gesorgt werden und die Energiepreise für die Verbraucher sinken. Eine Trennung der Strom- und Gasnetze von den Versorgern sei kein wirksames Instrument, weil es an nationale Märkte ansetze und eigentumsrechtliche Fragen aufwerfe, kritisierte Bernotat.
Kartellamt skeptisch
Bundeskartellamts-Präsident Ulf Böge sieht allerdings eine mögliche Bündelung von Strom- und Gasnetzen skeptisch. „Ohne Zweifel ist eine solche Bündelung ein Kartell“, sagte er dem „Handelsblatt“. Es sei keineswegs sicher, dass die Verbraucher einen Vorteil von der Bündelung hätten. Auch ein Netz-Pool müsse einer Aufsicht unterliegen, um überhöhte Netzentgelte zu verhindern.
Bislang wird damit gerechnet, dass die Staats- und Regierungschefs sich auf dem EU-Gipfel am Donnerstag voraussichtlich für eine organisatorische Trennung von Energie-Erzeugung und Netzbetrieb aussprechen. In einem Entwurf für die Abschlusserklärung des Gipfels wird die EU-Kommission aufgefordert, zu prüfen, wie eine „effektive Trennung von Versorgungs- und Produktionsaktivitäten vom Netzbetrieb auf der Basis eines unabhängig betriebenen und angemessen regulierten Netzwerkes“ hergestellt werden könnte.
Gaspreise sollen sinken
Eon hat außerdem im Zuge seiner Bilanzpressekonferenz weitere Gaspreissenkungen in den kommenden Monaten angekündigt. Eon Ruhrgas werde die Gaspreise für Großhändler und Industriekunden zum 1. April deutlich senken, teilte der Konzern mit. Damit reagiere Ruhrgas auf die gesunkenen Ölpreise, an die die Gaspreise gekoppelt sind. Gas für Haushaltskunden in Deutschland soll Anfang Mai oder Anfang Juni bis zu 8,4 Prozent billiger werden.
Zwei der sieben Regionalversorger des Konzerns hätten die Gaspreise schon Anfang März reduziert. Die Düsseldorfer hatte nach einer Reihe von Preiserhöhungen zu Jahresanfang begonnen, die Preise zu senken. Eon Ruhrgas ist der führende deutsche Gaskonzern und beliefert andere Versorger.
Umsatz und Gewinn gesteigert
Im vergangenen Jahr klingelten bei dem Energieversorger kräftig die Kassen. Eon hat im abgelaufenen Jahr Umsatz und Gewinn über die Erwartungen der Analysten hinaus gesteigert. Der Umsatz des Energiekonzerns stieg dank höherer Strom- und Gaspreise um 21 Prozent auf ca. 67,8 Milliarden Euro. Das um Sondereinflüsse bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) legte zwölf Prozent auf rund 8,2 Milliarden Euro zu. Analysten hatten bei Erlösen von 67,0 Milliarden Euro nur ein bereinigtes Ebit von 8,0 Milliarden Euro erwartet.