https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/elektroauto-bosch-stellt-neues-antriebssystem-vor-15163550.html

Stuttgarter Konzern : Bosch mischt Autobranche mit neuem Elektroantrieb auf

Mit Technik aus Baden-Württemberg: Am elektrisch betriebenen Street Scooter der Deutschen Post ist Bosch schon beteiligt. Bild: Imago

Der Zulieferer will Marktführer in der Elektromobilität werden. Das könnte klappen, weil er ein ganz neues System im Angebot hat. Alleine mit diesem Bauteil erhofft er sich Milliardenumsätze.

          4 Min.

          Mit einem neuartigen elektrischen Antrieb will Bosch die Autobranche aufrollen. Dabei werden die drei wesentlichen Bestandteile – die elektrische Maschine, die Leistungselektronik und das Getriebe – kompakt zu einem einzigen Teil kombiniert, das unmittelbar die Achse des Autos antreibt. „Mit dieser E-Achse bringt Bosch das All-in-one-Prinzip in den Antrieb“, erklärt Rolf Bulander, Bosch-Geschäftsführer mit Zuständigkeit für „mobility solutions“. „Wirtschaftlich kann die E-Achse für Bosch zum großen Wurf werden“, fügt er hinzu. Erstmals gezeigt hat Bosch das System auf der Automesse in Detroit zu Beginn des Jahres. Inzwischen ist man sicher, dass allein mit diesem Bauteil Milliardenumsätze möglich sind: „Der neu gedachte elektrische Antrieb ist ein zentraler Baustein, um im Massenmarkt ab 2020 Marktführer bei Elektromobilität zu werden“, sagt Bulander.

          Susanne Preuß
          Wirtschaftskorrespondentin in Hamburg.

          Was er nicht sagt: Bosch facht damit die Neuordnung der Autobranche an, die ohnehin gerade kräftig durcheinandergewirbelt wird. Nicht nur Tesla hat den etablierten Herstellern gezeigt, wie Elektroautos attraktiv werden können. Viele neue Anbieter wachsen gerade auch in China heran, wo die Regierung die Elektromobilität extrem vorantreibt. Die Geschäftspartner für die E-Achse werden also keineswegs deckungsgleich sein mit den heutigen Kunden.

          500.000 Elektroautos und Hybride mit Komponenten ausgestattet

          Gerade für neue Anbieter ist der Antrieb von Bosch eine Verheißung. Mit einem einzigen kompakten System ohne große Entwicklungszeit könnten sie ihre Elektrofahrzeuge schnell auf den Markt bringen, erläutert Mathias Pillin, Bereichsvorstand Elektromobilität, den Vorteil in einem sich rasant ändernden Umfeld. Sein Versprechen: „Statt eines kiloschweren Lastenhefts genügen auch wenige Parameter, und Bosch passt die E-Achse individuell an.“ Die Leistung des Antriebs kann sich nach Bosch-Angaben zwischen 50 und 300 Kilowatt bewegen, ist also auch für die immer beliebter werdenden SUVs geeignet. Muster der E-Achse würden mit Kunden schon getestet, spätestens für das Jahr 2019 sei der Start in der Großserie geplant, berichtet Pillin. Man sei mit vielen Unternehmen im Gespräch.

          Mobilität : So werden Elektroautos im Ländervergleich gefördert

          Auch andere Zulieferer setzen auf die neuen Antriebe. Der fränkische Schaeffler-Konzern beispielsweise baut E-Achsen für chinesische Stromautos und verweist auf vier Serienaufträge.

          Bosch hat schon seit 2012 elektrische Achsantriebe geliefert, bisher allerdings noch ohne integrierte Leistungselektronik. Kunden waren unter anderem Peugeot und Fiat. Auch Streetscooter, das Start-up aus dem Umfeld der RWTH Aachen, das im Auftrag der Post Elektrotransporter entwickelt hat und jetzt auch an Dritte liefert, gehört zu den Bosch-Kunden. Insgesamt hat der Stuttgarter Zulieferer rund 500.000 Elektroautos und Hybride mit Komponenten ausgestattet und entsprechend viel Erfahrung gesammelt. Gleichzeitig hat Bosch Jahr für Jahr 400 Millionen Euro in Elektromobilität investiert: „Jetzt können wir allmählich die Früchte unserer Arbeit ernten“, konstatiert der 51 Jahre alte promovierte Physiker Pillin, der seit dem vorigen Jahr die Verantwortung für dieses Geschäft trägt.

          Weitere Themen

          Varta im Würgegriff der Banken

          Batterieproduzent braucht Geld : Varta im Würgegriff der Banken

          Der Batteriehersteller will sich mit einer Kapitalerhöhung 50 Millionen Euro beschaffen und die Personalkosten deutlich senken. Doch von der Gewerkschaft kommen kämpferische Töne. Und das letzte Wort haben die Banken.

          Topmeldungen

          Die Wall Street in New York.

          Droht eine Finanzkrise? : Die Banken nerven wieder

          Die Pleite der Silicon Valley Bank macht die Probleme der Bankenwelt deutlich: Geldinstitute haben immer noch zu wenig Eigenkapital. Und das ist nur ein Fehler von vielen.

          Newsletter

          Immer auf dem Laufenden Sie haben Post! Die wichtigsten Nachrichten direkt in Ihre Mailbox. Sie können bis zu 5 Newsletter gleichzeitig auswählen Es ist ein Fehler aufgetreten. Bitte versuchen Sie es erneut.
          Vielen Dank für Ihr Interesse an den F.A.Z.-Newslettern. Sie erhalten in wenigen Minuten eine E-Mail, um Ihre Newsletterbestellung zu bestätigen.