Einzelhandel unter Druck : „Wegen der Inflationssense werden die Verbraucher die Köpfe weiter einziehen“
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Kunden sind am verkaufsoffenen Sonntag in einem Einkaufszentrum in Rostock unterwegs. Bild: dpa
Möbel, Haushaltsgeräte, Lebensmittel: Wegen der hohen Inflation halten sich die Verbraucher zurück. Auch auf das Weihnachtsgeschäft blickt der Einzelhandel wenig zuversichtlich.
Deutschlands Einzelhändler haben im Oktober schlechtere Geschäfte gemacht. Der Umsatz sank bereinigt um Preiserhöhungen (real) gegenüber dem Vormonat um 2,8 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag berichtete. Einschließlich Preiserhöhungen hatten die Händler 1,7 Prozent weniger in der Kasse als im September.
Im Vergleich zum Vorjahresmonat Oktober 2021 verzeichnete der Einzelhandel ein reales Umsatzminus von 5 Prozent. Einschließlich kräftiger Preiserhöhungen stiegen die Erlöse innerhalb eines Jahres dagegen um 6,2 Prozent.
Ein Grund für die Kaufzurückhaltung dürfte die hohe Inflation sein, die im Oktober mit 10,4 Prozent auf den höchsten Stand seit 1951 kletterte und sich im November immer noch auf 10 Prozent belief. Das nagt an der Kaufkraft der Verbraucher. Im Sommerquartal fielen die Reallöhne bereits im Rekordtempo von 5,7 Prozent. „Wegen der Inflationssense werden die Verbraucher die Köpfe weiter einziehen“, sagte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger. Die schlechte Konsumstimmung – die den GfK-Marktforschern zufolge im Oktober auf ein Rekordtief fiel – habe bereits miese Umsatzzahlen angedeutet. „Spätestens jetzt sind sie da, und besser dürfte es vorerst nicht werden“, sagte Krüger.
Pessimistischer Blick auf das Weihnachtsgeschäft
Vor allem mit dem Kauf von Möbeln, Haushaltsgeräten und in Baumärkten hielten sich die Verbraucher zurück, der Umsatz sank preisbereinigt um 11,2 Prozent zum Vorjahresmonat. Der Facheinzelhandel mit Lebensmitteln verzeichnete ebenfalls als reales Minus von 11,2 Prozent. Im Geschäft mit Textilien, Bekleidung und Schuhen lagen die Erlöse 7,9 Prozent unter dem Niveau von Oktober 2021. Der Internethandel, der in der Corona-Krise geboomt hatte, verzeichnete ein Minus von 7,2 Prozent.
Auf das laufende Weihnachtsgeschäft blicken die Einzelhändler pessimistisch. 70 Prozent rechnen mit einem schlechteren Verlauf als im Vorjahr, wie aus einer Umfrage für den Handelsverband Deutschland (HDE) hervorgeht. Die Mehrheit der Unternehmen zeigte sich mit der Umsatzentwicklung am ersten Adventswochenende unzufrieden. „Das Weihnachtsgeschäft steht unter dem Eindruck der Energiekrise“, sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Der HDE erwartet für November und Dezember einen Gesamtumsatz von mehr als 120 Milliarden Euro. Das wäre zum Vorjahr ein nominales Plus von 5,4 Prozent, aber nach Abzug steigender Preise ein reales Minus von 4 Prozent.