Umsatz : Ein sensationell gutes Jahr für den deutschen Einzelhandel
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Die Deutschen haben im vergangenen Jahr besonders viele Schuhe gekauft. Bild: Michael Braunschädel
Deutsche Händler haben ihren Umsatz im vergangenen Jahr so stark gesteigert wie seit 1994 nicht mehr. Das liegt vor allem an bestimmten Sparten.
Der Beschäftigungsboom und das florierende Online-Geschäft haben dem deutschen Einzelhandel 2017 das achte Umsatzplus in Folge und ein Rekordjahr beschert. Der Umsatz kletterte nominal 4,2 Prozent im Vergleich zu 2016, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte und damit eine Schätzung von Anfang Januar weitgehend bestätigte. „Das ist der höchste Anstieg seit Beginn der Daten-Erhebung 1994“, hieß es. Klammert man Preissteigerungen aus, lag das reale Plus bei 2,3 Prozent. Der Einzelhandel profitierte von der guten Arbeitsmarktlage, den niedrigen Zinsen und der guten Kauflaune der Deutschen.
Daran konnte auch der eher schwache Dezember nichts ändern. In dem Monat sank der Umsatz um 1,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat – wahrscheinlich auch, da es zwei Verkaufstage weniger gab als Ende 2016. Positiv lief im vergangenen Jahr vor allem der Internet- und Versandhandel: Hier gab es einen nominalen Anstieg von 8,6 Prozent – dies ist branchenweit das mit Abstand größte Plus. Überdurchschnittlich entwickelte sich auch die Sparte Bekleidung und Schuhe mit plus 5,7 Prozent.
Der Branchenverband HDE erwartet auch für dieses Jahr anziehende Geschäfte. Er prognostizierte am Mittwoch in Berlin ein nominales Umsatzplus von 2,0 Prozent auf gut 523 Milliarden Euro. Die Hälfte dieses Wachstums werde dabei der Online-Handel erzielen, erklärte HDE-Präsident Josef Sanktjohanser in Berlin. Er werde seine Umsätze um zehn Prozent steigern - die klassischen, stationären Läden dagegen nur um 1,2 Prozent.
Sanktjohanser forderte eine "leistungsfähige und flächendeckende digitale Infrastruktur", damit Händler die Chancen der Digitalisierung auch nutzen können. Die Politik müsse die Unternehmen zudem entlasten, damit sie die notwendigen Investitionen dafür auch leisten können. Unter Druck geraten besonders kleinere Händler: "Die Schere zwischen Groß und Klein geht immer weiter auseinander", berichtete Sanktjohanser. Daher sei nun vor allem die Politik für attraktive Standorte entscheidend. Fahrverbote für Dieselautos in Innenstädten oder eine Blaue Plakette, die die Zufahrt regelt, seien "kontraproduktiv". Die Innenstädte müssten für die Kunden und für die Lieferanten erreichbar bleiben.