Der rechte Arbeiterführer
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Ein Kundgebungsteilnehmer trägt eine Weste der Gruppierung „Zentrum Automobil“. Bild: Julian Rettig
Der Daimler-Betriebsrat Oliver Hilburger hat eine Gewerkschaft am rechten Rand gegründet. Jetzt will er aus der Corona-Krise Kapital schlagen.
An den deutschen Standorten des Automobilkonzerns Daimler gibt es 755 gewählte Betriebsräte. Fast alle von ihnen haben eines gemeinsam: Sie sind Mitglied der IG Metall, der größten Industriegewerkschaft der Welt. Der Mann, der in seinem Betriebsratsbüro im Daimler-Stammwerk Untertürkheim empfängt, ist die große Ausnahme: Oliver Hilburger, 50 Jahre alt, gelernter Maschinenschlosser und ehemaliges Mitglied einer der erfolgreichsten deutschen Neonazi-Bands, ist ein Betriebsrat, der von ganz weit rechts kommt.
Zentrum Automobil (ZA) nennt sich der Verein, dessen Gründer und Vorstand Hilburger ist. Er sagt, ZA sei eine Gewerkschaft. Aber schon das ist umstritten, weil seine Organisation mangels Größe weit davon entfernt ist, Tarifverträge abschließen zu können. Sechs von insgesamt 47 Betriebsräten stellt ZA in Untertürkheim, wo Hilburger und seine Anhänger zuletzt immerhin 13 Prozent der Stimmen erhalten haben. Auch an den Daimler-Standorten Sindelfingen und Rastatt ist ZA vertreten, ebenso in verschiedenen Fabriken von BMW, Opel und Porsche sowie beim schwäbischen Motorsägenhersteller Stihl. Insgesamt hat ZA bisher gut zwei Dutzend Betriebsratsmandate errungen.
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