E10 : Biosprit-Populismus
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Langfristige Politik sollte nicht wegen einer Dürre umgeworfen werden. In Amerika mag eine Produktionspause sinnvoll sein. Noch ist aber nicht der Moment erreicht, in dem auch unser Staat seine Haltung zu Biosprit grundsätzlich überdenken sollte.
Renate Künast hat ein feines Gespür für Populismus. Den unterstellt sie Entwicklungsminister Dirk Niebel nun zu Recht, weil dieser anregt, man solle den Verkauf von Biosprit wegen der hohen Getreidepreise verbieten. Niebels Idee ist so wohlklingend, dass sie von Politikern und Verbänden vieler Couleur wiederholt wird. Sie bringt die Saite des Mitleids zum Schwingen und garantiert Zustimmung, ohne auf einer besonders gründlichen Analyse zu gründen.
Denn SPD, Grüne und die CDU förderten in den vergangenen zehn Jahren nicht aus Langeweile den Anbau von Energiepflanzen. Sie taten es, um das Fundament für eine Zeit knappen Erdöls zu legen und auch, damit weniger CO2 emittiert wird. Gewiss waren die Subventionen (die nicht für E10, sondern für Biostrom gezahlt werden) lange viel zu hoch und beförderten Monokulturen.
Gleichwohl sollte langfristige Politik nicht wegen einer Dürre umgeworfen werden. In Amerika, das zehnmal so viel Bioethanol herstellt wie alle EU-Staaten zusammen, mag eine Produktionspause sinnvoll sein. Noch ist aber nicht der Moment erreicht, in dem auch unser Staat seine Haltung zu Biosprit grundsätzlich überdenken sollte.