Druck auf Russland : Mehrheit zu höheren Energiepreisen bereit
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Teures Tanken: Die Treibstoffpreise haben sich schon stark erhöht. Bild: dpa
Die Preise an der Tankstelle sind schon hoch. Eine neue Umfrage zeigt: Für Druck auf Putin gibt die Mehrheit an, sogar noch mehr für das Tanken und Heizen zu bezahlen.
Viele Menschen zeigen sich zu höheren Energieausgaben bereit, um Druck auf die russische Regierung zu erhöhen. Nach einer neuen repräsentativen Umfrage würden dafür 58 Prozent weitere 10 Cent oder mehr je Liter Treibstoff ausgeben. Ein Drittel würde eine Preiserhöhung um 30 Cent oder mehr auf sich nehmen. „Solidarität mit der Ukraine hat ihren Preis. Und viele sind offenbar bereit, ihn zu zahlen“, sagt der Bonner Verhaltensökonom Armin Falk der F.A.Z., der die Umfrage mit seinen Kollegen Teodora Boneva und Lasse Stötzer durchgeführt hat.
Zwei Drittel der Befragten würden Treibstoffpreise von mehr als 2,20 Euro je Liter in Kauf nehmen. Dies ist fast unabhängig von eigenen Fahrten: Von denen, die jeden Tag oder mehrmals in der Woche Auto fahren, wären 57 Prozent bereit zu einem Aufschlag von mindestens 10 Cent und 31 Prozent zu einem Aufschlag von 30 Cent. Das Bonner Briq-Institut für Verhalten und Ungleichheit unter Leitung von Falk hat dazu 2000 Menschen in Deutschland befragt. Grundlage waren die Durchschnittspreise am 10. März mit einem Preis für Super E 10 von 2,17 Euro. Falk folgert daraus: „Es ist weder ökonomisch, ökologisch noch sozialpolitisch sinnvoll, den Spritpreis zu deckeln.“
Während die Politik besorgt auf die hohen Energiepreise blickt, zeigt sich eine Mehrheit in der Umfrage des „Briq policy monitor“ zu höheren Energieausgaben bereit – wenn das den russischen Präsidenten Wladimir Putin unter Druck setzen könnte. Zwei Drittel würden dafür höhere Heizkosten in Kauf nehmen. 58 Prozent würden 10 Euro oder mehr im Monat zusätzlich zahlen und 31 Prozent mindestens 20 Euro. Ebenfalls zwei Drittel würden ihren Verbrauch so anpassen, dass die Durchschnittstemperatur in der Wohnung um 1 Grad oder mehr sinken würde.
Schwächer ist die Zahlungsbereitschaft, wenn weniger verdient wird: Unter Haushalten mit einem Jahresbruttoeinkommen von bis zu 20.000 Euro würden 54 Prozent einen Treibstoff-Aufschlag von mindestens 10 Cent zahlen und 47 Prozent einen Heiz-Aufpreis von mindestens 10 Euro. Mit einem Einkommen von 60.000 Euro geben dies 64 Prozent sowie 70 Prozent an.
Zu höheren Ausgaben sind eher ältere Befragte, Personen in Westdeutschland sowie mit Fach- oder Hochschulreife bereit. Der Anteil derjenigen, die Aufschläge ablehnen, ist wesentlich höher unter AfD-Wählern und am geringsten unter Grünen-Wählern.
Die hohen Energiekosten treffen vor allem einkommensarme Haushalte stark. 52 Prozent aus Haushalten mit einem Jahresbruttoeinkommen von 50 000 Euro und mehr wären bereit, einen Teil ihres Einkommens beizutragen, um Haushalte finanziell zu unterstützen, die unter den Preiserhöhungen besonders leiden. Etwa 29 Prozent würden dafür 2 Prozent oder mehr ihres Haushaltseinkommens beisteuern.
Ökonom Falk sagt dazu: „Die Befragung zeigt: Die Leidensfähigkeit der deutschen Autofahrer an der Zapfsäule wird offenbar ebenso unterschätzt wie die Bereitschaft der Besserverdienenden, denjenigen unter die Arme zu greifen, die sich steigende Sprit- und Heizkosten nicht leisten können.“