Klingelbeutel mit Kartenleser : Kollekte 4.0
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Elektronischer Helfer: Kirchgänger brauchen demnächst kein Bargeld mehr, sondern können das Kartenlesegerät des Klingelbeutels nutzen. Bild: dpa
Bargeld braucht man bald nicht mal mehr in der Kirche. Im Advent wird der erste Klingelbeutel mit eingebautem Kartenleser getestet.
Wenn es ums Geld der Gläubigen geht, dann nimmt die Kirche es genau, das hat Tradition. „Jeder soll immer am ersten Tag der Woche etwas zurücklegen und so zusammensparen, was er kann“, trägt der Apostel Paulus den frühen Christen von Korinth auf. Schon im Alten Testament ist beschrieben, wie und wo Gottesdienstbesucher ihre Spende für den guten Zweck entrichten sollen. „Der Priester nahm einen Kasten, bohrte ein Loch in seinen Deckel und stellte ihn neben dem Altar rechts vom Eingang zum Tempel des Herrn auf“, heißt es im Zweiten Buch der Könige.
Seit rund 2500 Jahren hat sich an der Praxis nicht viel geändert, den Opferstock gibt es in fast jeder Kirche, zusätzlich werden Klingelbeutel oder Kollektenkorb durch die Reihen gereicht, auf dass viele Münzen oder auch Scheine hineingeworfen werden. Jetzt aber zieht der technische Fortschritt auch ins Gotteshaus ein. Das bargeldlose Bezahlen, an der Supermarktkasse und im Kaufhaus längst üblich, soll auch in der Kirche weithin möglich werden.
Ganz vorne dabei ist in Deutschland auf evangelischer Seite die Bank für Kirche und Diakonie (KD-Bank). Dieser Tage lässt sie am Eingang der Salvatorkirche in Duisburg ein Spendenterminal aufbauen, an dem die Gläubigen mit ihrer Kredit- oder EC-Karte Geld spenden können. Das Gerät ist mit der sogenannten NFC-Technik ausgestattet, so dass die Karten nicht einmal eingeführt, sondern einfach nur vorgehalten werden müssen. Für Beträge bis zu 25 Euro funktioniert das sogar ohne Eingabe der Geheimzahl; ein Beleg wird nicht gedruckt, auf dem Kontoauszug wird die Transaktion allerdings als Spende ausgewiesen, etwa für die für Steuererklärung.
Die ersten Experimente mit ähnlichen Terminals für bargeldlose Spenden hat es in Deutschland schon vor bald zehn Jahren gegeben. Allerdings ohne die NFC-Technik. Daran habe es gelegen, sagt Eckard Wilms von der KD-Bank, dass sich die Technik nicht durchgesetzt hat. „Es war zu umständlich, immer die Karte in den Schlitz zu stecken, den Betrag und dann auch noch die Geheimzahl einzugeben und auf einen Beleg auf Papier zu warten. Mit den neuen Geräten geht das alles viel schneller, das ist vor allem für Kirchen mit viel Publikumsverkehr ein großer Vorteil.“ Auch auf katholischer Seite gebe es dafür Interesse, berichtet er, etwa für den Kölner Dom. Mehrere Kirchenbanken haben sich über die Konfessionsgrenzen hinweg zu einer ökumenischen Arbeitsgruppe zusammengefunden, um die Sache voranzutreiben.
Ein diskriminierungsfreies Spendenkörbchen
Auf den Stand der Technik soll nämlich nicht nur der Opferstock gebracht werden. Schon im November, bevor im Advent die christliche Hochsaison für milde Gaben beginnt, soll unter der Regie der KD-Bank auch ein Kollektenkorb getestet werden, der mit einem tragbaren NFC-Gerät ausgestattet ist – ungefähr so, wie es Kellner im Restaurant von Tisch zu Tisch tragen, nur dezent eingearbeitet in ein Körbchen, der Würde des Ortes entsprechend. Der Korb kann auch wie bisher für Münzen und Scheine genutzt werden, „diskriminierungsfrei“, wie Eckard Wilms von der KD-Bank versichert.