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Corona : Influencer-Manager: „Bei uns ist wenig Krise“

Auch Rezo ist in der Coronakrise Maskenträger. Bild: Instagram / Rezo / F.A.Z. Screenshot

Die Online-Werbebranche erlebt ihre erste Wirtschaftskrise. Doch die Influencer geben sich entspannt. Kevin Tewe, dessen Agentur auch Rezo betreut, meint sogar: „Wir reden mit Kunden, mit denen wir sonst nie Kontakt hatten.“

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          Irgendwann kommt sie für jede neue Branche: die erste Wirtschaftskrise. Am Anfang geht es jahrelang nur bergauf: mehr Kunden, mehr Investoren, mehr Geld. Das Gefühl macht sich breit, dass diese Strähne ewig anhält. Manche Investoren und Kunden lassen sich blenden von dem Erfolg, eine Blase kann entstehen. Die erste Krise ist dann die Bewährungsprobe: Wie viel Substanz steckt wirklich in den Geschäftsmodellen?

          Gustav Theile
          Wirtschaftskorrespondent in Stuttgart.

          Eben diesen Moment erlebt gerade die Welt der Online-Werbung. Seit der letzten Wirtschaftskrise im Jahr 2008 sind Unternehmen wie Facebook und Google mit werbebasierten Geschäftsmodellen zu Weltkonzernen aufgestiegen. Unzählige Internetseiten finanzieren sich mit Werbung. In den sozialen Netzwerken Anzeigen zu schalten gehört für fast alle Unternehmen inzwischen dazu. Und selbst die Influencer, anfangs noch belächelt, sind inzwischen selbstverständlicher Teil der Marketingstrategien von Unternehmen geworden.

          Sinkende Umsätze auf Facebook

          Wie die Branche durch die Krise kommt, ist natürlich noch unklar – schon allein deshalb, weil niemand weiß, wie lang die Krise dauert und wie tief der Einschnitt wird. Einige Anhaltspunkte gibt es aber. So hat der Facebook-Konzern vor einigen Wochen schon eine Warnung verschickt, dass die Umsätze sich nicht so entwickeln werden wie erwartet. Daten der Plattform Socialbakers zufolge sind die Anzeigenpreise – in der Maßeinheit der Branche die Kosten, um tausend Menschen zu erreichen – auf Facebook und Instagram allein Mitte März innerhalb weniger Tage je nach Branche um etwa 30 Prozent eingebrochen. Seitdem dürften sie weiter gesunken sein.

          Das Gleiche gilt laut der Analyse für die Werbeausgaben von Marken. Ihre Median-Werbeinvestitionen auf Facebook und Instagram sind in Nordamerika und Europa um etwa 50 Prozent gefallen. In Ostasien haben sich die Ausgaben inzwischen wieder stabilisiert. Trotzdem zeigen die Schwankungen, dass Unternehmen angesichts der Flexibilität, die ihnen digitale Werbung bietet, schnell damit bei der Hand sind, Geld einzusparen.

          „Die sehen das als ihre Chance“

          Ob das allerdings auch die Influencer erfasst, ist noch nicht absehbar. Zwar sorgte diese Woche ein Stimmungsbild für Aufruhr, das nahelegte, dass sich viele um ihre wirtschaftliche Existenz sorgen. 84 Prozent hätten das in einer anonymen Umfrage unter 80 Influencern angegeben. Auch die Agentur Intermate kam in einer Analyse von 20.000 deutschen Influencer-Profilen zu dem Schluss, dass deren Werbeumsätze im März binnen einer Woche um rund 40 Prozent eingebrochen seien. Doch wenn man sich in der Branche umhört, ist die Stimmung deutlich entspannter als in anderen Teilen der Werbewirtschaft.

          Unter vielen Fachleuten herrscht sogar Verwunderung über die angeblichen Existenzängste der Influencer. „Bei uns ist wenig Krise“, sagt etwa Kevin Tewe, Chef der Agentur All In, die einige der einflussreichsten Influencer des Landes betreut, der F.A.Z. Unter seinen Kunden ist seit Anfang des Jahres auch Rezo, der einst den Europawahlkampf aufmischte. Die Nachfrage habe sich nur verändert, sagt Tewe. Einige Branchen würden jetzt natürlich weniger werben. „Aber dafür gibt es Streaming, Sky zum Beispiel, oder die Games-Industrie. Wir reden mit Kunden, mit denen wir sonst nie Kontakt hatten.“ Manche Unternehmen investierten jetzt sogar deutlich mehr Geld in Werbung mit den Promis auf Instagram: „Die geben jetzt Vollgas. Die sehen das als ihre Chance.“

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