Technik gegen die Pandemie : Was Sie jetzt zur Tracing-App wissen müssen
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Ab jetzt nutzbar: die deutsche Corona-Warn-App Bild: EPA
Die deutsche Corona-App ist da. Kann sie helfen, die Pandemie einzudämmen? Kriegen Apple und Google unsere Daten? Hier kommen Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Nach einer monatelangen Diskussion und einer 180-Grad-Wende der Bundesregierung ist es nun soweit: Die offizielle Corona-Warn-App des Bundes steht zum Download bereit. Die App soll dabei helfen, die Infektionsketten frühzeitig zu erkennen und zu durchbrechen. Hier kommen Antworten auf die wichtigsten Fragen dazu.
Warum hat es solange gedauert, bis die App zur Verfügung stand?
Zu Beginn der Coronakrise hat sich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zunächst an Apps orientiert, die mit Hilfe von Geo-Informationen (GPS oder Mobilfunkzelle) tracken, wo Infizierte sich aufgehalten haben und wen sie dabei getroffen haben. Es stellte sich aber schnell heraus, dass dieses Verfahren technisch zu ungenau ist und Datenschutzprinzipien verletzt. Der Chaos Computer Club wertete die ersten Ansätze als „zentralisierten Überwachungsalptraum“, den Spahn ursprünglich geplant habe. Die Wahl fiel dann auf die Bluetooth-Technik, die präziser als GPS und Mobilfunkortung ist.
Danach stritten Wissenschaftler und Datenschützer noch lange über die beste Speichermethode: wesentlich auf einem Server oder auf den Smartphones selbst. Dieser Streit wurde letztlich durch Apple und Google entschieden, die für die Nutzung von dringend benötigten Programmschnittstellen nur eine „dezentrale“ Speicherung der Kontaktdaten erlauben. Die Bundesregierung entschied dann zusätzlich, den Quellcode der App zu veröffentlichen, Feedback einzuholen und den Code ständig nachzubessern. Datenschützer und IT-Experten sind der Meinung, dass sich dieser Zeiteinsatz gelohnt hat.
Was soll die App leisten?
Die App schützt die Anwender nicht davor, selbst mit dem Virus infiziert zu werden. Sie soll aber Infektionskette frühzeitig erkennen und unterbrechen. Das Coronavirus ist nämlich schon ansteckend, bevor Krankheitssymptome sichtbar sind. Die App hat die Aufgabe, Personen frühzeitig zu warnen, die mit Infizierten in Kontakt standen. Die App soll außerdem dazu beitragen, dass Betroffene schneller ihr Testergebnis erhalten.
Kann das mit Bluetooth-Technik überhaupt funktionieren?
Der Kurzstreckenfunk Bluetooth wurde nie für diese Aufgabe erfunden, sondern für andere Zwecke wie das Anschließen einer drahtlosen Tastatur und Computermaus an einen PC oder das Streamen von Musik vom Smartphone auf einen Lautsprecher. Bluetooth eignet sich aber besser als andere Techniken dazu, auch Entfernungen zwischen zwei Geräten zu schätzen – auch wenn manche Experten wie Jörg Schmalenströer von der Universität Paderborn Bluetooth für ungeeignet halten. Mit der App verwandelt sich ein Smartphone in einen kleinen „Bluetooth-Leuchtturm“, der im Abstand von zweieinhalb bis fünf Minuten eine temporäre Identifikationsnummer 16 Mal in die nähere Umgebung funkt. Gleichzeitig lauscht das Telefon, ob es Bluetooth-Signale von anderen empfangen kann. Halten sich Nutzer, die beide die App laufen haben, nebeneinander auf, tauschen die Smartphones ihre IDs aus.