Technik für die Zukunft : Wie hält es die CDU denn nun mit Huawei?
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Wie berechtigt sind die Sorgen vor Huawei denn nun? Bild: AFP
Die amerikanische Regierung warnt vor dem chinesischen Tech-Konzern Huawei, deutsche Unternehmen reagieren. Längst spaltet das Thema auch die Politik – eine Reihe Abgeordnete stellt sich gegen die Kanzlerin.
Es dürfte kein Zufall sein, dass die Nachricht am Tag vor dem Beginn des CDU-Parteitags durchsickerte: Die Deutsche Telekom will in ihrem Mobilfunk-Kernnetz auf technische Komponenten des chinesischen Anbieters Huawei verzichten und schon vorhandene Elemente wieder ausbauen. Offenbar will der Konzern, noch zu knapp einem Drittel in Staatseigentum, die aufgeregte Debatte über die Beteiligung von Huawei am Aufbau des schnellen Mobilfunkstandards 5G befrieden.

Wirtschaftskorrespondent in Düsseldorf.

Wirtschaftskorrespondentin in Berlin.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vertritt seit dem Frühjahr die Linie, dass das Netz offen für alle Hersteller sein soll, sofern diese die geplanten verschärften Sicherheitsbedingungen einhalten. Eine Gruppe von Abgeordneten um den CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen sieht das anders: Sie befürchten, dass der chinesische Staat die Huawei-Technik zu Spionagezwecken nutzen könnte und fordern deshalb einen Ausschluss – oder zumindest ein Votum des Bundestags in dieser Frage. Zwei entsprechende Anträge für den CDU-Parteitag gibt es dazu. Hitzige Diskussionen mit den Wirtschaftspolitikern der Partei sind zu erwarten, die sich bislang noch nicht klar positioniert haben.
Außenminister Heiko Maas (SPD) hat sich in der Huawei-Frage schon öffentlich gegen Merkel gestellt. Mehrere SPD-Abgeordnete, darunter auch der wirtschaftspolitische Sprecher Bernd Westphal, wollen erreichen, dass die Fraktion am Montag die Forderung nach einem Huawei-Bann beschließen soll. Stattdessen sollten die beiden europäischen Anbieter Ericsson und Nokia zum Zuge kommen. Die Grünen fordern ohnehin seit langem einen Huawei-Ausschluss.
Würden sich jetzt große Teile der CDU auf die Seite der Huawei-Gegner schlagen, wäre dies ein Affront sowohl gegen die Kanzlerin als auch Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU), denn: Beide sind darauf bedacht, die Beziehungen zu China nicht zu verschlechtern und wollen einen schnellen Aufbau des 5G-Netzes.
Viele Teile sind schon verbaut
Auch in der Bundesregierung war diskutiert worden, ob man den Einsatz von Huawei-Produkten auf die weniger sensiblen Teile des 5G-Netzes beschränken könnte. Letztlich aber entschieden sich Kanzleramt, Innen- und Wirtschaftsministerium für den Weg verschärfter Sicherheitsbedingungen für alle Anbieter – eine Entscheidung, die auf chinesischer Seite Erleichterung auslöste, auf amerikanischer Seite dagegen Verärgerung.
Mit ihrem Schritt will die Telekom möglicherweise auch in den Vereinigten Staaten gut Wetter machen: Dort kämpft sie noch um die letzten Genehmigungen für die Fusion ihrer amerikanischen Mobilfunktochtergesellschaft T-Mobile US mit dem Konkurrenten Sprint.
In Deutschland wiederum ist Huawei einer der wichtigsten Lieferanten für alle Mobilfunkbetreiber. Seine Bauteile finden sich sowohl im sensiblen Kernnetz, in dem die Mobilfunkdaten zusammenlaufen, als auch in der Technik, die auf den Funkmasten montiert wird.
Rund die Hälfte der gesamten Antennentechnik kommt nach Branchenangaben in Deutschland von Huawei. Sowohl LTE als auch 3G und 2G laufen zu einem großen Teil über Huawei-Komponenten. Diese auszutauschen, würde Jahre dauern, warnt Markus Haas, Vorstandschef des O2-Anbieters Telefónica Deutschland. Dann sei selbst der Fahrplan für die Beseitigung von Funklöchern im LTE-Netz nicht mehr zu halten und beim 5G-Ausbau mit erheblichen Verzögerungen zu rechnen.
Huawei im Kernnetz zu ersetzen, sei ungleich einfacher, hieß es übereinstimmend aus den Konzernen. Die Komponenten für die Mobilfunksteuerung müssten ohnehin alle paar Jahre ausgetauscht werden. Und im Zuge der Aufrüstung auf 5G stehe jetzt eine große Modernisierungsphase an, um die angestrebten Latenzzeiten und Übertragungskapazitäten zu erreichen.
Vodafone setzt dabei ausschließlich auf Nokia. Der finnische Konkurrent hatte sich vor zwei Jahren in einer Neuausschreibung gegen Huawei durchgesetzt. „Wir rechnen damit, dass dieser Umbau im Laufe 2020 abgeschlossen ist“, sagte ein Sprecher. Im Antennennetz bezieht Vodafone seine Technik etwa zur Hälfte von Huawei und Ericsson.
O2 arbeitet ebenso wie die Telekom auch im Kernnetz noch in größerem Stil mit Huawei-Komponenten. Zu seiner künftigen Netzplanung wollte sich der Konzern nicht äußern. O2 betonte aber, stets mit mehreren „anerkannten und zuverlässigen“ Herstellern zu kooperieren, um Abhängigkeiten zu vermeiden.