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Tim Cook im Interview : „Hoffentlich seid ihr Deutschen richtig stolz auf euch“

Tim Cook ist seit sechs Jahren der Chef von Apple. Bild: GOMBERT/EPA-EFE/REX/Shutterstock

Apple-Chef Tim Cook leitet das wertvollste Unternehmen der Welt. Im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung spricht er über Deutschland, Steuern, Arbeitsplätze - und das nächste große Ding.

          6 Min.

          Herr Cook, was denken Sie als Vorstandsvorsitzender von Apple über Deutschland? Leben wir Deutschen von den Erfindungen unserer Großväter wie zum Beispiel Autos und Maschinen? Verbessern wir sie zwar schrittweise immer weiter, sind wir aber nicht mehr dazu bereit, den großen Sprung ins Ungewisse zu wagen?

          Carsten Knop
          Herausgeber.

          Deutschland hat unglaubliche Fähigkeiten. Wir arbeiten mit einer Reihe von Unternehmen zusammen. Man kann auf der ganzen Welt keine Unternehmen finden, die auch nur annähernd vergleichbare Fähigkeiten haben. Das liegt an ihrem handwerklichen Können, der Präzision dessen, was sie tun. Sie sind perfekt. Die Basis, auf der diese digitale Transformation also stattfindet, ist eine unglaubliche solide Grundlage. Wir haben großen Respekt vor der deutschen Ingenieurskunst. Schauen Sie, selbst das neue Bürogebäude, das wir bauen...

          ...Sie werden durch deutsche Fenster schauen.

          Absolut, und diese Fenster konnten auch nur aus Deutschland kommen, von nirgendwo anders. Viele der Möbel im Apple Park oder die Einrichtungsgegenstände in unseren Läden kommen aus Deutschland. Ich habe die Fabriken besucht, in denen diese Produkte hergestellt werden. Und es gibt noch viel mehr Dinge in Deutschland, die nur von dort kommen können. Hoffentlich sind Sie darauf richtig stolz.

          Natürlich sind wir Deutschen das. Aber Stolz könnte uns auch dazu bringen, sich von risikoreichen Veränderungen fernzuhalten. Oder auch davon, ein Geschäftsmodell zu finden, das eine Zukunft in der digitalen Welt hat.

          Hm, ich weiß nicht. Ich denke, es gibt in Deutschland wirklich großartige Unternehmen. Ich würde wetten, dass sie die Dinge tun, die sie tun müssen.

          Inwieweit ist ein Apple-Vorstandsvorsitzender immer auch ein Lehrer rund um Themen des technologischen Wandels und vielleicht auch zu Fragen des Lebens selbst?

          Ich würde mich nicht als Lehrer bezeichnen. Ich liebe es, mit Studenten zu sprechen. Sie sind die Zukunft. In dem Maße, wie ich etwas Wissen verbreiten kann, werde ich das tun. Die Dinge, über die ich spreche, handeln aber viel mehr von Apple. Es geht nicht um mich. Es geht um die DNA des Unternehmens. Dies ist eine unglaublich kluge Gruppe von Leuten hier in Oxford, auch die MIT-Klassen bestehen aus unvorstellbar klugen Menschen. Es inspiriert mich also, mit ihnen zu reden – und es gibt mir Energie zurück. Es ist ein Zyklus. Du bekommst, und du gibst.

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          Aber natürlich führen diese Reden zu Sätzen, die größer sind als ein Mensch. Dass Sie der Menschheit dienen wollen, zum Beispiel, oder dass es darum geht, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Solche Formulierungen geben Kritikern von Apple die Möglichkeit zu fragen, ob Sie wirklich Ihren Versprechungen gerecht werden. Zum Beispiel, wenn es darum geht, wie Apple Steuern zahlt oder wie und wo Menschen von Ihnen beschäftigt werden. Wie schließt man diese Lücke? Ihre Ansprüche sind hoch. Und am Ende verkaufen Sie doch nur Produkte.

          Nun, ich sehe Apple nicht als eine Firma, die nur Produkte verkauft. Wir machen großartige Produkte, die das Leben der Menschen bereichern und die Welt verändern. Ich denke, dass es gut ist, dass die Leute hohe Maßstäbe an uns anlegen. Das begrüßen wir. Wir waren durchaus ein wenig erfolgreich – und ich denke, erfolgreichen Unternehmen wird viel gegeben, und vieles wird erwartet. Ich denke, das ist gut. Und mit Blick auf die beiden Themen, die Sie angesprochen haben: Wenn Sie sich unsere Beschäftigung ansehen – in ganz Europa hat Apple direkt und indirekt 1,6 Millionen Arbeitsplätze geschaffen.

          Und das sind echte Jobs?

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