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KI-Start-up : Celonis steigt zum „Decacorn“ auf

  • -Aktualisiert am

Die Grüner und Co-Geschäftsführer Alexander Rinke, Bastian Nominacher, Martin Klenk (von links nach rechts) Bild: Julian Baumann / Celonis

Unicorn war gestern. Das Münchener Start-up, das Unternehmen zur Fitnesskur treibt, hat von Investoren 1 Milliarde Dollar erhalten – und ist nun mehr als 10 Milliarden Dollar wert.

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          Der Aufstieg ist rasant. Das Münchner Start-up Celonis hat mit seiner vierten Finanzierungsrunde seit seiner Gründung 2011 ein hohes Volumen von 1 Milliarde Dollar bei Investoren eingesammelt. Der Anbieter von Software für effektive Prozessabläufe im Unternehmen hat dadurch seine Bewertung sprunghaft von zuletzt 2,5 auf 11,1 Milliarden Dollar mehr als vervierfacht. Celonis hat so einen neuen Ritterschlag erhalten: Es gehört nun zur exklusiven Gruppe der „Decacorns“ – Neugründungen, die mit mehr als 10 Milliarden Dollar bewertet sind.

          Erst im Jahr 2018 haben die Münchner den Status des Einhorns – englisch „Unicorn“ – erhalten. Das hatte damals schon Nachrichtenwert gehabt, weil es nicht viele Start-ups in Deutschland gab, die mit mehr als 1 Milliarde Dollar bewertet worden waren. Die neue Dimension in der Risikokapitalszene lautet: zehn Mal Einhorn. Mit der am Mittwoch bekanntgegebenen Finanzierung gehört Celonis zu den noch wenigen „Decacorns“ in Europa. Der schwedische Finanzdienstleister Klarna etwa ist seit September 2020 mit einem Wert von 10,7 Milliarden Dollar im exklusiven Klub. Das erste europäische Jungunternehmen der Kategorie soll die in Rumänien gegründete Uipath gewesen sein, die heute ihren Sitz in New York hat und börsennotiert ist. Wie Celonis war auch Uipath 2018 zum Einhorn aufgestiegen, hatte jedoch schon Ende 2019 einen Unternehmenswert von etwas mehr als 10 Milliarden Dollar.

          KI übernimmt Suche nach Einsparpotentialen

          Beide wecken bei Investoren mit ihren ähnliche Geschäftsmodellen Interesse, die hohe, lukrative Wachstumsraten versprechen: Sie sind auf Unternehmenskunden ausgerichtet, die effizienter, schneller und schlagkräftiger werden wollen – insbesondere in der Zeit der Digitalisierung. Uipath bietet eine Art Softwareroboter, der sich wiederholende Standardtätigkeiten am Computer automatisiert, was Arbeitskräfte einspart. Ausgeklügelter klingt das Konzept der von drei Absolventen der TU München gegründeten Celonis. Unter dem Schlagwort „Process Mining“ übernimmt die künstliche Intelligenz in einer Software die Suche nach Einsparpotentialen in allen erdenklichen Geschäftsprozessen eines Unternehmens und optimiert sie.

          Finanzinvestoren sehen darin ein großes Potential. In der vierten Finanzierungsrunde sind unter anderem drei namhafte Geldgeber mit Gewicht hinzugekommen – Durable Capital Partners, T. Rowe Price sowie Franklin Templeton. Auch die Wegbegleiter der ersten Geldsammelaktion 2016 haben sich wieder beteiligt, darunter Arena Holdings und Accel. Celonis-Mitgründer und Co-Vorstandsvorsitzender Bastian Nominacher spricht von einem gewaltigen Potential im Markt für Process Mining: „Bis 2025 erreicht das durchschnittliche Wachstum jährlich 75 Prozent.“ 2019 war er mit einem Volumen von 245 Millionen Dollar nicht einmal eine Nische, 2025 soll das Volumen auf mehr als 7 Milliarden Dollar steigen. „Die Corona-Krise hat der Digitalisierung und damit unserem Geschäft zusätzlich Schub verliehen“, ist Nominacher überzeugt.

          Unternehmen sind mit schneller werdenden Marktzyklen, kürzeren Entwicklungs- sowie Entscheidungsprozessen konfrontiert. Die Software von Celonis durchleuchtet Bestellvorgänge, Informationstechnik, Rechnungsabläufe, Lieferketten- und Kundenmanagement sowie Finanzwesen nach Schwachstellen – „wie ein Röntgengerät“, sagt Nominacher; nur dass die künstliche Intelligenz des Celonis-Programms die Schwachstellen gleich mitbeseitigt.

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